KH größer als GH

  • Hallo,


    mich beschäftigt ein eher theoretisches Problem, welches ich hier gerne mal zur Diskussion stellen möchte. Wenn die Wasserwerte des Tanganjikasees angegeben werden, liest man eigentlich immer Dinge wie



    Zitat

    Der Tanganjikasee ist von den großen Seen im Grabenbruch der salzhaltigste. Mehr als 70% diese Salze liegen in Form von Karbonaten vor, d.h. die KH beträgt im See zwischen 16 – 18 und liegt über dem Wert für die GH 9 – 11. Diese Werte sollte man anstreben um die Fische so naturnah wie möglich zu halten.

    Laut Krause (Krause, Hanns-J., Aquarienwasser, 6. Auflage, bede-Verlag Ruhmannsfelden, 2006) S. 43, kann die Karbonathärte niemals höher sein als die Gesamthärte. Der Überschuss wird als Gehalt an Natriumhydrogencarbonat angesehen. Dabei gelte je 1°d Überschuss eine Menge von 30mg/l NaHCO3. Es kann sich auch um KHCO3 handeln.



    Ich habe auch gefunden, dass die Tröpfchentests nicht die eigentliche Karbonathärte bestimmen, sondern die Säurekapazität bzw. das Säurebindungsvermögen. (hier: Aquarium - Wasserhärte: KH höher als GH?)



    Meine chemischen Kenntnisse sind wirklich begrenzt. Dennoch möchte ich gerne verstehen, was nun hinter dem Wasser des Tanganjikasees steckt.



    Ich könnte ja bei meinem Wasser (11°GH, 9°KH) einfach NaHCO3 zugeben, bis der KH bei 16° wäre. Laut Krause aber (Seite 89) wäre dies "ein Kunstfehler", da die KH nur etwa 80% der GH erreichen sollte. Andernfalls würde die KH nur scheinbar weiter erhöht und das Wasser würde ein "ungünstiges Ionenspektrum" erhalten, "denn das Verhältnis von Natrium zu Calcium und Magnesium steigt unnatürlich hoch" an.



    Ist also das Wasser des Tanganjikasees so beschaffen, dass dieses Verhältnis Natrium zu Calcium und Magnesium gegeben ist und wäre also hier kein Kunstfehler? Oder wird das Wasser im See stets mit diesen Tröpfchentests bestimmt - wird hier unter KH also "der Gehalt an den Hydrogenkarbonaten verstanden, die die Zugabe von Säure abpuffern können"? Also auch andere Kationen als Calzium und Magnesium, die Hydrogenkarbonate binden, wie z. B. Natrium? Wird am See also nicht die KH gemessen/angegeben? Müsste es also korrekterweise heißen, dass das Säurebindungsvermögen größer als die Gesamthärte ist? Und wenn dem so wäre, wäre mit NaHCO3 zugabe nichts falsch gemacht?



    Ich hoffe, ich habe mich nicht all zu umständlich ausgedrückt.



    Liebe Grüße



    Micha

  • Hallo,


    ich habe mal versucht mich zu bilden. Bin zwar vom Verständnis grundsätzlich weiter, aber nicht mit dem Wasser des Sees.


    Also, was habe ich gelernt:


    Wasser ist hart, wenn es reich an Kalzium- und Magnesiumbestandteilen ist. Es gibt Härtebildner, die sich durch Kochen ausfällen lassen und solche, die sich nicht ausfällen lassen.
    Die, welche sich durch kochen ausfällen lassen bedingen die temporäre Härte oder Karbonathärte, die anderen die permanente Härte oder Nichtkarbonathärte.


    So, der Härteanteil der KH ist durch Kalzium- (Ca) und Magnesium- (Mg) hydrogenkarbonat bedingt. Ca und Mg sind Erdalkalimetalle, die mit Kohlensäure Karbonate bilden. Diese sind nur gering wasserlöslich, gehen aber bei Anwesenheit von Kohlensäure als Kalzium- bzw. Magnesiumhydrogencarbonate in Lösung, die gutlöslich sind. In natürlichen Gewässern ist das Verhältnis von Kalzium- zu Mangesiumhydrogencarbonate 10:1 bis 10:3. Verringert sich der Kohlensäureüberschuss, zerfallen die Hydrogencarbonate wieder in Karbonate und Kohlensäure. Gut zu beobachten beim Kochen des Wassers.


    Die Härte des Wassers ist aber auch abhängig von Härtebildnern, die sich durchs kochen nicht ausfällen lassen. Diese Härteanteil (permanente Härte) wird durch Gips, das Kalziumsalz der Schwefelsäure (CaSO4) bedingt. Ferner Magnesiumsilfat, Kalziumchlorid, Mangnesiumchlorid, Kalziumnitrat und Magnesiumnitrat. Vereinfacht wird aber häufig von Gipshärte gesprochen.


    Zusammengefasst: Karbonathärte und Nichtkarbonathärte bedingen zusammen die Gesamthärte.


    Daraus ergibt sich der von Krause angegebene Merksatz, dass die KH niemals höher sein kann als die GH. Außerdem erkenne ich hieraus, dass Natriumhydrogencarbonat im natürlichen Gewässer keine Rolle zu spielen scheint (was logisch ist, da das Regenwasser ja durch Urgestein oder Sandstein oder Kalkstein sickert - wo soll da Natrium in größeren Mengen herkommen?)


    So ist mein Wissensstand im Moment eher der, dass eine KH Wert Erhöhung (oder Erhöhung des Säurebindungsvermögens) mit Natriumhydrogencarbonat nicht der Weg sein kann, wenn man das Wasser des Tanganjikasees imitieren will, oder?


    Wenn dem aber so ist, wo zum Teufel kommt der KH höher als GH her?


    Ich bin noch ratlos, vielleicht kann mir ja jemand hier helfen.


    Liebe Grüße


    Micha

  • Hab da gerade zufällig noch was gefunden, was das ganze gut erklärt:

    Der Towuti-See zum Beispiel besitzt eine GH von 6, eine KH von 5 und eine Leitfähigkeit von 181 μS/cm. Bei normaler Ionenverteilung entsprechen 30 μS/cm etwa einem Grad Gesamthärte. Teilt man somit 181 : 30, so erhält man die theoretische Gesamthärte, hier 6. Da sechs auch die wirkliche Härte des Sees ist, kann man ableiten, dass das Verhältnis von Kalzium zu Magnesium nicht ungewöhnlich ist. Hier sei der Tanganjikasee als Gegenbeispiel genannt, der mit 10°dGH, 18°dKH und 650 μS/cm völlig andere Werte aufweist. Teilt man hier 650 : 30, erhält man 21. Bei normaler Ionenverteilung müsste der Tanganjikasee somit eine GH von 21 besitzen. Hat er aber nicht, sondern nur 10°dGH. Diese zeigt auf den ersten Blick, dass hier besondere Wasserverhältnisse vorliegen. In diesem Fall übrigens durch Natriumbikarbonate ausgelöst, die die KH in die Höhe treiben, ohne die GH zu erhöhen, da das Natrium nicht zur Gesamthärte gerechnet wird.

  • hi
    Natron ist schnell wieder "aufgebraucht".
    Natriumbicarbonat wäre hier die bessere Wahl.
    Ich bin aber immer noch der Meinung (wenn es sich nicht gerade um frisch importierte WF handelt) das ein etwas niedriger,aber dafür dauerhaft konstanter Wert besser ist als bei jedem Wasserwechsel zu punschen.
    Und ob es wirklich nötig ist bezweifel ich ebenfalls.
    Die meisten NZ sind das deutsche wasser über jahre gewohnt und vermehren sich in diesem ebenfalls bestens.
    Solange der pH wert über 7,5 ist würde ich am wasser nix ändern.
    Eine vernünftige Oberflächenbewegung reicht mM. nach aus, natürlich neben einer guten Filterung und regelmäßigem Teilwasserwechsel.

  • Hallo
    Ich habe noch ein aufhärtesalz namens cichliden fit von Hobby zu Hause rumstehen....Dieses soll anscheinend KH über GH heben im Verhältnis 1:1,5.
    Jetzt wollte ich fragen ob jemand Erfahrungen hat mit diesem Salz und ob es etwas bringt?


    MFG Yannick

  • Hallo Yannick,


    nimm Natron also Natriumhydrogenkarbonat um die KH aufzuhärten und Magnesiumsulfat für die GH.


    Wenn Du den Fischen noch mehr gutes tun willst dann halt für die GH zum Teil obiges MG-sulfat und zum anderen Teil salzfreies Meersalz.
    Da hast Du dann auch noch andere Mineralsalze drin.


    Ich salze damit auf seit 3 Jahren bei jedem WW. Rezept steht, Markierungen für den WW an den Aquarien anbringen.


    Die Salze gibt es in 5kg Eimern günstig im Internet und lösen sich sehr gut auf. Nimm für die KH -Aufhärtung und GH-Aufhärtung getrennte Anrühreimer! Wichtig!


    Wenn Wasser Wechsel erledigt ist machst Du alle Pumpen an und gießt erst langsam den KH-aufhärt-eimer rein. Dann nach 10 Minuten den GH-aufhärt-eimer und gut ist.


    Bei mir verbraucht sich kein Natron.


    Direkt nach den Wasserwechseln sowie kurz vorher also nach 1 Woche habe ich konstante Werte bei KH von 17 und GH von 11.


    Viel Erfolg.


    LG
    Anita

  • Hallo Anita,



    ich habe eine Frage zu deinen Ausführungen:


    Generell gehe ich genauso vor wie du.... Immer gleiche Wassermenge tauschen... Natron und Preis Salz mit fester Gramm Zahl zufügen.


    Ich wechsel wöchentlich ca. 40%.


    Aber ich löse beide Salze in einem Eimer und dann ab ins Becken...



    Messe ein paar Stunden später, Werte sind sehr verlässlich: GH 11-12, KH 15-16 mit Tropfentest



    Warum sollte man denn separat mischen und mit zeitlichem Abstand einfüllen?



    Grüsse


    Mattes

  • Hm, ja könnte sein, aber so richtig überzeugen tut mich das noch nicht....
    Zumal die Werte für GH und KH am Ende bei mir ja passen....


    Anita soll das mal aufklären.... :)


    Chemie-Unterricht ist enfach zu lange her!


    Grüße
    DerMattes

  • Wenn Du den Fischen noch mehr gutes tun willst dann halt für die GH zum Teil obiges MG-sulfat und zum anderen Teil salzfreies Meersalz.

    Anita, wie meinst du das mit dem "salzfreies Meersalz", haste dir da nenn Bisschen unglücklich falsch ausgedrückt, solch salzfreies Meersalz kenn ich gar nicht oder gibt´s das tatsächlich ?
    Sory

  • solch salzfreies Meersalz kenn ich gar nicht oder gibt´s das tatsächlich ?

    Und ja, gibt´s, ich hab was gefunden, Natriumchloridfreies-Meersalz = Natriumchloridfreies Meersalz 100g Balling - Methode | eBay
    Balling-Methode Anleitung nach Hans-Werner BALLING - Anleitung nach Hans-Werner BALLING - MeWaStore

  • Ja Joe, lang ist´s her, Balling-Methode, da war doch was.
    Wenn ich jetzt nicht schon fast komplett auf Südamerika umgestiegen wär, würde ich das auch mal in die Praxis umsetzen, denke aber das unsere Fische sich sehr gut an unserem Wasser anpassen können.

  • Hi Leute,


    hm @'DerMattes76 also ich habe das mit dem Eimer trennen irgendwo gelesen und bei mir geht es auch nicht anders. Hab mich mal vertan
    und alles in einem Eimer , dann rein ins Becken. Naja, alles trüb und dann flockte da irgendwie was aus , ich glaube ausfällen heisst das richtige
    Wort. Ich kenne wirklich nix von Chemie. Mit meinem Natriumchloridfreien Meersalz (v. DRAK) und da noch Magnesiumsulfat rein
    geht es nicht zusammen mit Natron. Nicht auf die kleine Menge eines Eimers.


    erklären kann ich das nich vielleicht schwirrt hier ein Chemiemensch rum der das mal kann ?


    Vielleicht löst sich das dann aber nachher auf, weiss nicht aber das sah mir nicht vertrauenserweckend aus und ich trenne halt.


    Viel Arbeit ist es nicht nöö. Man gewöhnt sich dran.


    Hab meinen Aufsalzplan und meine Waage . Das ganze ist in einer halben Stunde schon gut aufgelöst.


    wie gesagt meinen Fischlis tuts gut so , folgende Tierchen halten sich schon 3 Jahre bei mir