Kieselalgen, wie werde ich sie los

  • Hallo zusammen,


    da ich immer wieder Probleme mit Kieselalgen hatte, möchte ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. :)


    bei uns in Nordsachsen, gibt es sehr hohe Konzentrationen von Kieselsäure im Trinkwasser. Kieselsäure wird dem Wasser als Schmier- und Korrosionsschutzmittel beigemischt. Es gibt dafür keine Grenzwerte.

    Bei Phosphat gibt es, bis 2001, einen Grenzwert von 6,7 mg/l. Aktuell gibt es keinen mehr. Interessant ist das Verwenden von Phosphaten als Lebensmittelzusatzstoffe. Natriumphosphat (E 339), Kaliumphosphat (E 340) und Calciumphosphat (E 341), um nur einige zu nennen, sind Konservierungs- und Säuerungsmittel, Regulatoren und Emulgatoren. Cola enthält zum Beispiel Phosphorsäure (E338). :!:


    Wasserwerte bei mir zu Hause (aktuell): pH – 8,7; KH – 14,7; GH – 12,4; Si – 9,8 mg/l; PH4 – 8,2 mg/l


    Ich habe fast ein Jahr die unterschiedlichsten Versuche unternommen um sie effektiv zu bekämpfen. Im Text werden ab und an die verschiedensten Produkte vorkommen. Sie dienen nur der Erwähnung, alle Produkte habe ich selber gekauft und ich wurde mir von niemandem gesponsert!


    Als Versuchsbecken dienten mir 2 Aquarien, alle beide sind mit einem Rückwandfilter und einem Eheim 2078 professionel 3e ausgestattet. Fischbesatz ist, auf das Beckenvolumen, fast gleich. Ein Becken lief normal weiter und das andere Becken wurde behandelt.


    Die Werte wurden mit Salifert „Phosphate“ und „Silicate“ Test und mit dem Fotometer vom wasserpantscher durchgeführt.


    Nun erst mal der wissenschaftliche Teil:


    Kieselsäure ist für uns Menschen absolut ungefährlich, nur im Aquarienwasser kommt es zu Nebenwirkungen, in Form von Kieselalgen. Kieselalgen (Bacillariophyta) werden allerdings aufgrund ihrer Farbgebung oft fälschlicherweise Braunalgen genannt. Braunalgen gibt es fast ausschließlich im Meerwasser und nicht im Süßwasser. Kieselalgen dagegen kommen im Meerwasser wie auch im Süßwasser vor, den größten Teil der etwa 6000 beschriebenen Arten findet man im Meer. Mit einem Anteil von mehr als einem Drittel bilden Kieselalgen einen Hauptbestandteil des Phytoplanktons. Sie spielen damit eine wesentliche Rolle in der Nahrungskette und auch im Klimakreislauf, da sie im Zuge der Photosynthese mengenmäßig viel CO2 aufnehmen. Sterben die Kieselalgen ab, sinken sie auf den Meeresgrund und "deponieren" dort das aufgenommene und fixierte CO2 für längere Zeit. Das nur mal am Rand erwähnt.


    Die Vermehrung der Kieselalgen erfolgt ungeschlechtlich durch Zellteilung. Die Kieselalgen bestehen meist aus SiO2 für alle Chemiker unter euch. Dies ist Siliziumdioxid, welches auch im Leitungswasser vorkommt. Die Fustel der Kieselalge ist Stachelförmig und darüber wird auch die Vermehrung gesteuert. Der Korpus bzw. das Gehäuse besteht aus zwei schalenförmigen Teilen. Damit dieses Gehäuse entstehen kann, wird Kieselsäure benötigt.

    Kieselalgen benötigen für ihr Wachstum Silikat, genauer gesagt Siliziumdioxid, weil sie daraus ihre schachtelförmige Zellenhülle aufbauen. Verwendet man in seinem Becken Leitungswasser, wird mit diesem oft so viel Silikat eingebracht, dass Kieselalgen in einem neu aufgesetzten Aquarium genügend Nahrung finden. Auch aufgrund der mangelnden Konkurrenz durch andere Algen und Mikroorganismen können sich Kieselalgen dann rasch ausbreiten.


    Bei der Ausbreitung von Kieselalgen spielt neben einer hohen Konzentration von Kieselsäure (H2SiO3) vor allem ein zu hoher Phosphatwert eine große Rolle. Er sollte 0,25 mg je Liter Wasser nicht überschreiten. Bei uns, in Nordsachsen, ist der Wert deutlich höher. Unter solchen Bedingungen treten sie auch in eingefahrenen Aquarien auf.


    Durch Langzeitforschungen wurde herausgefunden, dass sie vor allen in Barschbecken ideale Voraussetzungen finden und sie sich sehr gut vermehren. Gerade in Südafrika-Becken, mit wenig Pflanzen treten sie sehr häufig auf. In bepflanzten Becken treten die Pflanzen als Konkurrenten auf und die Kieselalgen treten immer mehr in den Hintergrund.


    Jetzt zu meinen Versuchen:


    Ich habe 2 verschiedene LED Leisten verbaut. Eine mit 6400 k und eine mit 10.000 k. Auf der Seite mit der 6400 k Leiste ist der Kieselalgenbefall höher als auf der Seite mit der 10.000 k Leiste, in allen zwei Becken. Als erstes habe ich mir einen zweite leiste mit 10.000 k besorgt und verbaut. Nach einiger Zeit gingen die Kieselalgen zurück, verschwanden aber nicht.


    Danach habe ich mir Zac: Sili-Zac und Phos-Zac gekauft. Nach zwei Monaten Testphase liesen die Ergebnisse sehr zu wünschen übrig. Die Kieselalgen wurden kaum zurück gedrängt. Die Messwerte haben immer noch erhöhte Werte festgestellt. Interessant ist das Verhalten der Tropheus gewesen. Nach dem Wasserwechsel kam es immer zum erhöhten Balzverhalten, das konnte ich in den 2 Monaten nicht beobachten.


    Ich bin dann auf Sera Marin Silicate Clear und Sera phosvec Granulat umgestiegen. Die Filterkörbe wurden bestückt und schon nach einer Woche sind die Werte gesunken. Innerhalb von 3 Monaten ist der Phosphat Wert auf unter 0,1 mg/l gesunken und Silikat ist kaum noch messbar gewesen.

    Aufgrund des niedrigen Phosphat-Wert kam es zu einem leichten Grünalgenbefall, Punktalgen, auf den Scheiben und teilweise auf der Rückwand. Da die Tropheus diese Algen abweiden, ist dies natürlich ein willkommener Nebeneffekt. :)


    Mittlerweile sind die Filtermedien seit 5 Monaten im Einsatz und das Ergebnis ist absolut in Ordnung. Das Becken ist frei von Kieselalgen, das Becken ohne die Filtermedien ist von den Kieselalgen durchzogen.


    Das zweite Becken wird jetzt auch die gleichen Filtermedien bekommen und ich hoffe, dass die Algen genauso schnell verschwinden wie im ersten Becken.


    PS: Früher wurden Efeututen so gepflanzt, dass ihre Wurzeln in das Aquarium ragen. Da Efeututen sehr viel Nitrat und Phosphat verbrauchen, nehmen sie den Algen die Nahrungsgrundlage. Das wollte meine Frau aber nicht, sieht nicht so schön aus.


    Die Bilder 1-3 sind vom unbehandeltem Becken, Bild 4 ist nach der Lampenumstellung und Bild 5 ist aktuell mit den Filtermedien.


    Das sind nur meine eigenen persönlichen Erfahrungen, die ich gern mit euch teile.


    :hi:

  • Danke dir, Thorsten!


    Habe lange damit gekämpft und jetzt sieht es gut aus!

    Bin kurz am überlegen gewesen wieder Pflanzenbecken zu machen. Aber jetzt befinden sich die Becken auf einen guten Weg!


    :hi:

  • Hi Sven , mich würde interessieren ob du beide Mittel auf einmal in deinem Becken zur Anwendung hattest , oder erst das eine und danach das andere .


    Und wenn ja welches zuerst ?


    Und wie sieht da die Anwendung aus , wieviel Gramm brauche ich pro Liter ?

  • Ich habe ganz interessiert gelesen. Mein Diskus-Freund klagt in Berlin über Kieselalgen. Ich habe im neuen Becken vermutlich Kieselalgen. Sie sind braun, wachsen schnell an der Scheibe und auf Anubia und lassen sich durch Reiben auf Anubia-Blätter entfernen.

    Dein Bericht kommt zur rechten Zeit, nun weiß ich, was ich da habe.

    Gruß, Manfred


    Ich will nicht angreifen, ich teile nur demokratisch meine Erfahrung mit. Sie kann von deiner abweichen ! :saint:

    Einmal editiert, zuletzt von Leptosoma ()

  • Hallo Sven,


    man bin ich froh das du den Bericht eingestellt hast.


    Bin schon am verzweifeln und schon am überlegen ob ich wieder zu einem anderen Kontinent zurückkehre. Habe so starken KI

    Kieselalgenbefall, das das ganze Becken nur noch dunkel ist. Die schönen BTN Module sind nicht mehr weiß, sondern nur noch braun. Der Bodengrund wird ziemlich schnell mit diesen braunen ALgen überzogen, die Scheiben auch. Ist aber alles ziemlich leicht mechanisch entfernbar. Nur auf den Modulen geht es nur mit einer Bürste und wird nicht mehr so weiss wie es sein sollte. Die Fische zeigen auch keine Farben mehr, das ganze Becken wirkt nur noch dunkel.


    Wenn ich die Kieselalgen entferne, strahlt das Becken wieder und die Fische zeigen sehr schöne Farben.


    Ich hoffe bei mir bringen die Filtermedien auch was.


    mfg


    Marcus

  • Also ich wollte mal sagen, dass es bei mir auch sehr lange gedauert hat bis ich keine Kieselalgen mehr hatte. Zu Anfang kamen die ununterbrochen, jetzt jedoch nurnoch Grünalgen.

    Grüße Felix:thumbup:


    Tropheus Mpimbwe "Red Cheek Wf, Petrochromis Trewavasae Wf, Petrochromis orthognathus Wf, Eretmodus Kigoma Wf, Tanganicodus Lusingu wf

  • Sehr schöner Bericht :thumbup:

    Sehr gut zu lesen 8)

    Das mit der Efeutute sieht aber gut aus wenn man es richtig macht.

    Der Platz dafür muss halt stimmen.

    Gruß Reiner


    P.S. Es gibt Selbsthilfegruppen für Menschen die mit mir zu tun haben

  • Hi Sven , mich würde interessieren ob du beide Mittel auf einmal in deinem Becken zur Anwendung hattest , oder erst das eine und danach das andere .


    Und wenn ja welches zuerst ?


    Und wie sieht da die Anwendung aus , wieviel Gramm brauche ich pro Liter ?

    Hallo Jürgen,


    beide Mittel sind zusammen in die oberen 2 Körbe rein. Praktischerweise sind in jeder Packung jeweils ein Netzbeutel dabei. Kurz durchspülen und dann rein damit.


    Angaben zur Dosierung sind schwierig. Es kommt ja auf die Werte an (Silikat und Phosphat). Eine Packung hat 500g und reicht für 200 - 400 l. Also habe ich für mein 800 l Becken jeweils 1 kg genommen.


    Ich messe alle 2 Wochen die Werte und sollten sie steigen, dann wechsle ich das Granulat aus. Im Filter ist es jetzt über 5 Monate, da haben sich bestimmt auch schon reichlich Bakterien angesammelt, also doppelter Nutzen.


    Leptosoma


    Erwarte aber keine schnellen erfolge. Die Algen lösen sich erst auf wenn sie keine Nahrung bekommen! Es dauert schon seine Zeit bis die Kieselsäure aus dem Wasser ist.

  • Klasse Bericht!

    Ich habe ja das selbe Problem hier, aber da ich auf Südamerika umsteige mit vielen Pflanzen und CO2 hat sich das hoffentlich dann bald erledigt.

    Wird sich von selbst erledigen! In meinen Diskusbecken hatte ich nie Probleme. CO² und starken Pflanzenwuchs sei Dank!

    Aber bitte behalte den Phosphat-Wert im Auge! Der Phosphatverbrauch, in stark bepflanzten Becken, ist extrem hoch. Sollte er zu tief sinken, dann fühlen sich die Grünalgen wohl. Wäre das gleich Problem nur mit einer anderen Farbe. Wenn es dann die Punktalgen sind, dann kannst du nur noch die Blätter abschneiden.

    Oder du hast Geweihschnecken oder Rennschnecken. Die raspeln die harten Beläge gründlich ab. Amano-Garnelen sind auch gut.


    :)

  • Moinsen Sven, wir haben hier schon mittlerweile sehr hohe Phosphatwerte aus der Leitung,hatte ja früher auch ein dicht bepflanztes Becken und CO2 Anlage, aber nie Algen. Hoffe ich komme dahin zurück.

  • Solche silikat und Phosphat Entferner haben bei mir leider nie was genutzt (gut Sera habe ich nicht benutzt gehabt). Ich denke das durch die wöchentlichen wasserwechsel einfach wieder zuviel ins Wasser dazukommt. Außerdem kann sich silikat auch bei geringer Konzentration aus Gesteinen lösen.

    Mir hat frei schwimmendes Hornkraut geholfen. Soviel ich weiß baut es auch Silikat in seine Zellen ein.

  • Ich mache jede Woche mindestens 50 % WW.


    Du musst einfach wissen wie hoch deine Werte sind. Da fängt man an und macht sich dann Gedanken wie man zu einem, für sich, akzeptablen Ergebnis kommt.


    Hornkraut hilft sicherlich, bei meiner starken Oberflächenströmung ist das aber sicherlich nicht schön anzusehen.

  • Hallo


    Bei mir habe ich die Beleuchtung gewechselt ich habe meine 2 t8 röhre gegen led ausgetauscht und den Standort gewechselt musste ich wegen neuer Couchgarnitur 4x2,7m :lol4:


    Da jetzt auch kein Fenster wo direkt Tageslicht einfällt nur auf die linke seite und dort wachsen nuch kieselalgen aber meine Stahlhelmschnecken hängen darum und entfernen das :thumbup:

  • Huhu,


    ich habe über lange Zeit versucht Kieselalgen in meinem Aqarium anzusiedeln. Flossensauger, Asiatische Grundeln wie Stiphodon und Pandaschmerlen hatte ich in meinem Bachlaufaquarium. Diese Fischchen weiden die Kieselalgen gerne ab. Ich habe gehofft, mit Kieselalgen würde vielleicht eine Vermehrung klappen.


    Aber hat nicht geklappt, keine Kieselalgen, kein Nachwuchs bei den Grundeln.


    Viele Grüße Claudia

  • hi joe


    Also bei mir wachsen keine seit dem nicht mehr


    voher war meine rückwand komplett zu mit den kieselalgen innerhalb 1 Woche wenn ich sie entfernt hab beim wasserwechsel


    sah immer aus wie als würde sie rosten


    Jetzt ist die rückwand komplett sauber da die Stahlhelmschnecken alles weggegrasst haben


    Wo noch an kieselalgen sind an der linken scheiben Seite wo das fenster und Tageslicht einfällt also hängt es doch mit der Beleuchtung zusammen :/

  • Hallo


    Bei mir habe ich die Beleuchtung gewechselt ich habe meine 2 t8 röhre gegen led ausgetauscht und den Standort gewechselt musste ich wegen neuer Couchgarnitur 4x2,7m :lol4:


    Da jetzt auch kein Fenster wo direkt Tageslicht einfällt nur auf die linke seite und dort wachsen nuch kieselalgen aber meine Stahlhelmschnecken hängen darum und entfernen das :thumbup:

    Kieselalgen leben sehr lichtarm, haben sehr geringe Lichtansprüche. Sie mögen hohe pH-Werte, viel Phosphat und brauchen Kieselsäure zum wachsen.


    Im Aquarienatlas Band 2. von Baensch und Riel, Ausgabe 1987, steht zu lesen, das man die Lichtintensität und Beleuchtungsdauer erhöhen soll um die Kieselalgen zu bekämpfen.


    Viele verwechseln sie mit Blaualgen, da die Blaualgen auch braun auftreten können. Zerreibe mal den Algenfilm zwischen 2 Fingern, wenn es sich rau anfühlt, dann sind es Kieselalgen und wenn es sich weich schmierig anfühlt, dann handelt es sich um Blaualgen.