Hallo zusammen,
es ist mittlerweile schon einem Moment her als ich zu meinen Lamprologus ornatipinnis gekommen bin. Aber ehrlich gesagt bin ich nach wie vor von den Tieren fasziniert. Nicht nur das Aussehen, sondern auch die Verhaltensmuster der Tiere haben einen großen Fan aus mir gemacht. Ich halte u.a. die Variante “striped“, welche anscheinend ursprünglich von einem Fangort nördlich von Kigoma stammt. Für viele ist diese Variante der schönste L.ornatipinnis. Für mich "nur" eine der schönsten, da mir eigentlich alle ornatipinnis wirklich sehr gut gefallen.
Der Grund warum ich ein bisschen über diese Art berichten möchte ist zum einen, weil sie mMn einen hervorragenden Einstieg ins “ Schneckenhausbrüterhalterleben“ bietet und zum anderen weil sich die Optik und das Verhalten meiner Tiere mit der Zeit etwas verändert hat....
Eine wichtige Eigenschaft der Striped-Variante ist, dass sie eigentlich über ein nur ziemlich gemäßigtes Aggressionspotential verfügen. Aus diesem Grund lassen sich die ornatipinnis recht gut mit anderen Tanganjikascichliden vergesellschaften. Natürlich sind die innerartlichen Aggressionen stärker ausgeprägt, speziell in der Paarfindungsphase, aber gegenüber anderen Arten verhalten sich die ornatipinnis schon beinahe gleichgültig. Sie können sich zwar schon durchsetzen, aber ich umschreibe sie trotzdem gerne mit “tiefenentspannt“. Betr. der Paarfindung sollte ich noch erwähnen, dass die Art ein bisschen wählerisch sein kann. Also ist es in keinster Weise gewährleistet, dass zwei verschiedengeschlechtliche Tiere im Becken auch ein Paar werden. Dementsprechend sollte sich ein Paar aus einer kleinen Gruppe von Jungtieren finden. Wenn das Becken den nötigen Platz bietet, können die übrigen Tiere ggf. dort verbleiben nachdem sich ein Pärchen einig ist. Wenn nicht, sollten sie unbedingt aus dem Becken entfernt werden, da sie ansonsten wahrscheinlich keine ruhige Minute mehr haben werden. Hier zeigt sich das schon erwähnte innerartliche Aggressionspotential der ornatipinnis, was aber eigentlich sehr typisch für beinahe alle Lamprologini aus dem Tanganjikasee ist. L. ornatipinnis lebt monogam und ich habe noch bei keiner Standortvariante der Art von Haremsbildung gehört oder diese selbst erlebt. Die Männchen werden ca. 7-8cm groß. Die Weibchen bleiben mit bis zu max. 6cm erkennbar kleiner. Das ist, wahrscheinlich bei allen nördlichen ornatipinnis-Varianten ein Unterscheidungsmerkmal der Geschlechter. Bei den Männchen der “striped“-Variante ist ein weiteres, visuelles Merkmal zudem, normalerweise eine Orangefärbung des Saumes im oberen Teil der Schwanzflosse und manchmal auch des Saumes der Afterflosse. Ich schreibe normalerweise, da sich dieses Merkmal bei meinen Tieren mit der Zeit verändert hat. Auf dem folgenden Bild, welches die Tiere vor knapp drei Jahren im Alter von ca. einem Jahr zeigt.
Hier ist die angesprochene Orangefärbung der Schwanzflosse des Männchens deutlich zu erkennen.
Auf dem nächsten Bild, welches ungefähr 2,5 Jahre später entstanden ist, handelt es sich um dasselbe Paar. Allerdings ist beim Männchen in den Flossen kein Orange mehr erkennbar.
Beim Männchen, hinten im Bild, ist das Orange in den Flossen verschwunden.
Natürlich kann es sein, dass es sich einfach um eine Erscheinung aufgrund des Alters der Tiere handelt. Es ist aber sehr interessant, dass seit das Orange beim männlichen Elterntier verschwunden ist, diese für die Männchen eigentlich typische Färbung auch bei den männlichen Nachzuchttieren häufig nicht mehr deutlich zu erkennen ist. Anfänglich waren die Geschlechter der Jungtiere anhand der Färbung in der Kaudale der männlichen Tiere recht einfach zu unterscheiden. Mittlerweile lässt sich dieses Indiz aber nicht mehr nutzen, da nicht mehr bzw. nur noch bei sehr wenigen Jungtieren und da nicht besonders ausgeprägt vorhanden. Soviel schon mal zu einer optischen Veränderung meiner Tiere, welche sich im Alter zeigt.
Die Tiere laichen bei mir in unregelmäßigen Abständen aber zuverlässig immer wieder ab. Es handelt sich bei L.ornatipinnis um einen obligatorischen Schneckenhausbrüter. Dementsprechend werden Schneckenhäuser als Brutstätte genutzt. Meine Tiere bevorzugen nicht zu große Gehäuse. Das Männchen ist mit gut 7cm sowieso zu groß um ins Schneckenhaus zu passen, Deshalb habe ich einen kleinen einfachen Steinaufbau im Becken, in welchem sich das Männchen bei Bedarf verstecken kann. Mein Weibchen hält sich, außer während und kurz nach dem Ablaichen, nur sehr selten im Schneckenhaus auf. Bei der Brutpflege hat sich das Verhalten, neben den angesprochenen optischen Veränderungen meiner Tiere, im Alter ebenfalls verändert. Bis vor ca. einem halben Jahr, lief die Brutpflege meist nach dem gleichen Schema ab. Nach dem Ablaichen kümmerte sich das Weibchen um Eier, Larven und nach dem Freischwimmen der Brut noch sporadisch um die Jungtiere. Das Männchen war eigentlich nur für die Verteidigung des Reviers zuständig. Da ich die Tiere im Artenbecken pflege, beschränkte sich die Revierverteidigung des Männchens ein wenig halbherzig nur auf das Nachbarbecken. Ungefähr 4-5 Wochen nachdem die Jungtiere das Schneckengehäuse verlassen hatten, in welches sie nach dem Verlassen auch nicht mehr zurückgekehrt sind, war das Weibchen wieder laichbereit und begann damit die Jungtiere zu verbeißen. Das Männchen toleriert die Jungen noch deutlich länger. Balzaktivitäten gingen/gehen eigentlich immer vom weiblichen Tier aus.
Wie angesprochen hat sich in diesem Verhalten aber auch etwas verändert. Seit einem halben Jahr kommt es vor, dass das Weibchen ein paar Tage nach dem Ablaichen, vom Männchen von der Brutstätte vertrieben wird und das männliche Tier dann das Schneckenhaus samt Larven eingräbt und so die Brut zunichte macht. Das passiert allerdings nicht jedes mal, sondern nur bei ungefähr jeder dritten Eiablage. Wenn vorab geschildertes Verhalten nicht vorkommt, passiert seit den letzten zwei Gelegen folgendes Szenario. Kurz vor dem Verlassen des Schneckenhauses der Jungtiere übernimmt das Männchen die Brutpflege und vertreibt das Weibchen kurzerhand vom Schneckenhaus und betreut die dann bald aufschwimmenden Jungtiere für ein paar Tage. Das Weibchen scheint dann “eifersüchtig“ zu werden und beginnt damit das Männchen wieder anzubalzen. Im folg. Video zeigt das Paar das geschilderte Verhalten.
Es befinden sich drei Tage alte Jungtiere im Becken, welche aber leider im Video nicht zu erkennen sind***. Das Männchen scheint hin und her gerissen und nicht ganz sicher ob es die Balzaktivitäten erwidern soll. Trotz des vlt. eher speziellen Hintergrundes, bekommt man aber hier einen Eindruck, was die Tiere so drauf haben.
Die Anzahl der Jungtiere einer Brut besteht aus ungefähr 20-50 Tieren, die ca. 9-10 Tage nach der Eiablage am Schneckenhauseingang zu sehen sind und das Gehäuse rund einen Tag später verlassen, sich nicht mehr dahin zurück begeben und schon recht bald im Becken verteilen. Wie alle Lamprologini wachsen sie sehr langsam und benötigen je nach Fütterung etc., ca. ein halbes Jahr bis sie mit 3-4cm Abgabegröße erreichen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich ausschließlich um Erfahrungen mit meinen Tieren der Art Lamprologus ornatipinnis “striped“ handelt und andere Halter möglicherweise andere Verhaltensweisen der Tiere kennen gelernt haben, über die sie vlt. auch kurz berichten möchten.....
Auf jeden Fall lässt sich das geschilderte nicht für alle L. ornatipinnis pauschalisieren und ganz sicher nicht für z.B. L. sp. ornatipinnis “Zambia“, einer südlichen Variante der Art übernehmen, welche ich als deutlich durchsetzungsfähiger speziell gegenüber anderen Arten kennengelernt habe.... aber das ist dann wieder eine andere Geschichte...
***Wenn man ganz genau hinsieht, kann man für einen Bruchteil einer Sekunde bei der kurzen Attacke das Männchens in 0.12-0.13min des Videos links neben dem dunklen Schneckenghäuse eines der angesprochenen Jungtiere "aufblitzen" sehen.....Da sie so klein sind, muss man aber wirklich sehr genau hinsehen....