Schlafende Fische fangen

  • Hallo zusammen :hi:


    Bekanntlich gibt es verschiedene Methoden, um in gut strukturierten Aquarien Fische lebend 8) herausfangen zu können. Einrichtungslose Zucht- oder Quarantänebecken o.ä. klammere ich hier bewusst aus.


    Ich unterscheide die Methoden zunächst mal nach zwei Grundtaktiken:


    a) die „Treibjagt“ oder die Einkesselungsmethode mittels Fangkeschern

    b) die Überraschungs- und List-Methoden


    Der Grundtyp (a) ist mit mehr oder weniger grossem Aufwand verbunden, zumindest einen Teil der Einrichtung auszuräumen oder im Becken umzuplatzieren mit/ohne Abtrennung eines Beckenteils, z.B. mittels FIltermatten. Die Tiere im Becken werden bei dieser Fangart entsprechend gestört und gestresst.


    Zum Grundtyp (b) zählen alle Methoden mit irgendwelchen Fischfallen oder mittels Anlockung mit Futter vor (in Ruhestellung positionierten) Fangkeschern. Der Stress für die Beckenbewohner fällt durch solche Methoden meist geringer aus.


    Zum Grundtyp (b) zählt wohl auch das Einfangen oder vielmehr „Einsammeln“ von Tieren im schlafenden oder ruhenden Modus während der meist nächtlichen Dunkelzeit im Becken. Von dieser Methode habe ich bisher erst wenig gehört oder gelesen und habe sie selbst auch noch nicht praktiziert.


    Ich fände es deshalb sehr interessant und spannend, in diesem Thread über entsprechende Tipps und Erfahrungen von euch Nachlesen zu können. Die Fische suchen sich ja nachts bzw. beim Eindunkeln ihre Ruheplätze. Je nach Art befinden sich diese an unterschiedlichen Orten, meist aber über dem Bodengrund oder in Höhlen/Unterständen etc.

    Wie geht ihr vor bei einer solchen Nachtfänger-Aktion? Wie kommt man nachts an höhlenbrütende Arten heran, ohne gross ausräumen zu müssen und die Tiere zu „aktivieren“? Ist diese Methode effizient und ergiebig? In welchen Fällen eignet sie sich?


    Bin gespannt auf sachdienliche Beiträge :danke:

  • Hallo Steffi,

    habe es gerade selbst praktiziert und Fische "während der Schlafphase" aus dem eingerichteten Becken geholt.

    Hätte das nicht gedacht, aber das klappt.

    Ging in dem Fall um ca 20 Junge Xenotilapia.

    Habe diese in kürzester Zeit in 2 Abenden aus dem Becken holen können ohne irgendwelchen Stress.

    NACHTS mit der Taschenlampe reingeleuchtet und dabei mit dem Kescher abgefischt.


    viel Spaß und Erfolg


    beste Grüße aus Dorsten

    Frank

  • Hallo Steffi,

    habe ich auch schon mal drüber nachgedacht aber dann doch lieber die Fallentaktik tagsüber angewendet.

    Wenn man sehr schreckhafte Fische wie Cyphotilapia pflegt, ist für mich die Gefahr zu groß, dass sie nachts plötzlich doch trotz aller Vorsicht versehentlich aufgeschreckt werden, orientierungslos durchs Becken schiessen und sich dabei verletzen.

    Bei weniger schreckhaften Tieren, v.a. wenn das Becken überwiegend mit Jungtieren besetzt ist, wird das nächtliche Fangen aber wahrscheinlich erfolgreich sein, ist mir bei meinem Besatz aber zu riskant.

    Aber interessanter Ansatz!

    Gruß, René

  • Also, ich wollte mal ein erkranktes Tier (N. Caudopunctatus- Weibchen) zwecks Behandlung separieren. Das Tier machte einen sehr schwachen Eindruck, beim Einfangen zeigte das Tier jedoch ungeahnte Vitalität, sprang mir sogar aus dem Kescher...

    Nachdem ich ein paar Versuche ohne Erfolg hinter mir hatte, wollte ich es dem Restbesatz ersparen, weiter für Unruhe zu sorgen und brach das Vorhaben ab.

    Als ca eine Stunde später das Licht ausging, und sich das Tier quasi wieder aud den Filterauslass legte, witterte ich meine Chance und nach 2 Anläufen gelang es mir schliesslich, das Tier zu separieren, ohne noch weiter Terror im gesamten Becken zu verbreiten.

    Kürzlich hätte ich die spontane Gelegenheit gehabt, einem Bekannten einige meiner Caudos abzugeben. Fing an, quasi wahllos mit 2 Keschern nach Tieren zu jagen. Auch dieses Vorhaben habe ich schnell aufgegeben, da sich alle Tiere in Panik irgendwo verkrochen. Um das ganze Becken leerzuräumen fehlte die Zeit, also verschob ich das Vorhaben auf unbestimmte Zeit.

    Im Nachhinein ärgert es mich, dass ich nicht einfach das Licht ausmachte, einige Zeit wartete und dann zuschlug. Denke, dass das der einzige Weg wäre, ohne das ganze Becken (450 l) leerzuräumen...


    Falls ich das bald mal mache, werde ich über meinen Erfolg bzw. Misserfolg hier berichten.


    Gruss aus Bern

    Pascal

  • ...

    Um das ganze Becken leerzuräumen fehlte die Zeit, also verschob ich das Vorhaben auf unbestimmte Zeit.

    Im Nachhinein ärgert es mich, dass ich nicht einfach das Licht ausmachte, einige Zeit wartete und dann zuschlug. Denke, dass das der einzige Weg wäre, ohne das ganze Becken (450 l) leerzuräumen...

    Hallo Pascal,

    ich denke, deine Caudos wirst du alternativ auch sehr schnell mit einer Fischfalle herausfangen können. Vor allem wenn man kein spezielles Tier sondern einfach nur einige Nachzuchten fangen möchte, eignet sich eine Fischfalle meiner Erfahrung nach gut.

    Bei der Art könnte eine nächtliche Fangaktion aber auch klappen. Beides besser als das ganze Becken leerzuräumen, ...

    Gruß, René

  • Danke euch für die ersten Inputs 😊


    Ich denke, dass bei Dunkelheit und Einsatz einer Taschenlampe das Hantieren mit Fangnetzen in stark strukturierten Becken sehr mühsam wird, zumal sich das Netz überall verfängt und hängen bleibt ... insbesondere, wenn man nicht ausschliesslich schön glatte runde Steine im Becken hat.


    Bin auf etwas gestossen, dass evtl. besser geeignet wäre, um sich nachts an die Fische heranzupirschen, die sogenannte Fischfangglocke (Fischfangglocke – Wikipedia)


    Hat vielleicht jemand Erfahrung damit?

    Könnte man sich auch selbst zusammenbasteln, z.B. aus einer PET-Flasche und PVC-Rohr, dimensioniert auf die eigenen Becken :/

  • Könnte klappen, die Dinger stammen lt. des links ja aus der Frühzeit der Aquaristik, bevor es vernünftige Kescher gab. Vielleicht erleben die ja nochmal eine Renaissance. Bin mal gespannt, ob die hier im Forum schon mal jemand im Einsatz hatte.

    Find ich übrigens gut, diesen Thread. Tipps zum stressfreieren Herausfangen kann man echt gut gebrauchen :thumbup:.

    Gruß, René

  • Bin auf etwas gestossen, dass evtl. besser geeignet wäre, um sich nachts an die Fische heranzupirschen, die sogenannte Fischfangglocke (Fischfangglocke – Wikipedia)


    Hat vielleicht jemand Erfahrung damit?

    Könnte man sich auch selbst zusammenbasteln, z.B. aus einer PET-Flasche und PVC-Rohr, dimensioniert auf die eigenen Becken :/

    Hi Steffi,


    also ich habe so ein Teil. Sogar aus Glas (da irrt dann der Wikipedia-link lol).
    Ist aber eine eher kleine FF-Glocke, Ahnlich wie diese Größe hier...

    Aquarium Glas Fischfangglocke Selektierpfeife Garnelen, 5,49 €


    Habe mir die mal vor zig Monaten für Jungfische-abzufischen (brevis-Nachwuchs von ca. 1-1,5cm Länge) geholt. Habe die dann auch mehrmals ausprobiert, allerdings immer bei noch-Licht-an.
    Mein Fazit dazu: Völliger Schrott, die rund 5-6€ dafür, hätte ich auch in den Gully werfen können. Konnte damit nix fangen, zumindest bei meinen eher cleveren und recht agilen Fischleins.
    Das Teil ist wohl besser für langsamere Wasserbewohner a la Garnelen oder Co. geeignet.


    Aber bei Licht-aus habe ich das Teil nie probiert, das nur nochmals am Rande...

  • Hallo zusammen


    Meine Erfahrungen mit Fangen von Fischen in der Dunkelheit sind am besten.


    Wichtig ist meines Erachtens, dass sie schon länger im "Schlafmodus" sind, also sicher 2-3h bei vollständiger Dunkelheit schlafen. Dann mit einer guten hellen Taschenlampe die entsprechenden Fische im Becken suchen, das kann je relativ mühsam sein bei strukturierten Becken, da sie sich je nach Fischart gerne zwischen den Steinen verstecken. Anschliessend relativ rasch und zügig den entsprechenden Fisch rausfangen.


    Wenn man die Fische zu lange beleuchtet werden sie wach und wieder aktiver sodass es wieder schwierig wird sie einzufangen. Auch ist es nach Fischarten unterschiedlich, die einen kann man relativ einfach einfangen und andere sind auch im "Schlafmodus" relativ agil unterwegs.

    Z.B. Cyprichromis Arten sind auch im Schlafmodus relativ agil, aber meines Erachtens bei Dunkelheit trotzdem einigermassen gut einzufangen.


    Beste Grüsse

    Patrick