Wasseraufhärten für Ostafrika-Becken - Wasserpanscherei oder notwendig? + Mengenrechner für Aufhärt-Salze

  • Das Thema poppt an verschiedenen Stellen immer wieder hoch und ich möchte an dieser Stelle auch mal meinen Senf dazu geben.

    In vielen Regionen Deutschlands kommt mittelhartes oder hartes Wasser aus den Leitungen, das sich ohne große Aufbereitung für die Haltung von Cichliden aus den ostafrikanischen Seen eignet.

    Doch was tun, wenn Diskus-Wasser der Leitung kommt?

    Tanganjika- und Malawisee zeigen eine von normalen Gewässern abweichende Zusammensetzung, z.B. eine Karbonathärte, die um den Faktor 1,6 größer ist als die Gesamthärte.
    Tanganjikawasser zeigt weitere Besonderheiten wie hohe Magnesium, Kalium und Natrium-Gehalte, wohingegen Calcium, das in heimischen Wässern Haupt-Härtebildner ist, eine sehr geringe Konzentration hat.


    In der folgenden Tabelle findet Ihr typische Wasserwerte von Malawi- und Tanganjikasee und im Vergleich meinem Trinkwasser aus der Leitung.


    Tanganjikasee Malawisee weiches Trinkwasser
    pH 9 8,4 7,8
    GH ( ° dH ] 11 4,4 6
    KH [ ° dH ] 17,5 7 3
    Leitfähigkeit bei 25°C [ µS/cm ] 650 240 245
    Calcium [mg/l] 12 19 31
    Magnesium [mg/l] 41 7,5 7
    Natrium [mg/l] 65 19 7
    Kalium [mg/l] 33 6 1,2
    Verhältnis Natrium : Kalium 2,0 3,2 5,8
    Verhältnis KH : GH 1,6 1,6 0,5
    Verhältnis Calcium : Magnesium 0,3 2,5 4,4

    Wenn weiches Wasser aus der Leitung kommt, ist Aufhärten, insbesondere der Karbonathärte, angesagt. Doch wie?

    Dies kann mit Salzen geschehen, die kostengünstig zu Preisen um 5 € das Kilo zu erwerben sind oder speziellen Aufhärtsalzen, z.B. Aquadur von JBL, die aber gleich mit Kilopreisen von etwa 40 Talern zu Buche schlagen.

    Erhöhung der Karbonathärte, KH

    • Dies kann mit löslichen Alkali-Karbonaten wie Natriumhydrogencarbonat, NaHCO3 (Natron, Natriumbicarbonat, Kaisernatron), oder Kaliumhydrogencarbonat, KHCO3 (Kaliumbicarbonat) erfolgen. Positiver Nebeneffekt: der pH-Wert wird gleichzeitig bei Werten um ostafrika-gerechte 8,5 gepuffert.
      Rechenformel: 3 g Natron auf 100 l Wasser erhöhen die KH um 1° dH
    • Das Aufhärten mit dem sehr gut löslichen Natriumcarbonat, Na2CO3 (Soda) ist ebenfalls möglich, jedoch stellt sich hier ein pH-Wert von > 10 ein, was gewisse Risiken birgt: Im ersten Schritt der Nitrikfikation bildet sich statt Ammonium überwiegend fischgiftiger Ammoniak.

    Erhöhung der Gesamthärte, GH

    • Dies kann mit Erdalkali-Salzen erfolgen, z.B. Bittersalz, MgSO4·7 H2O oder Calciumsulfat Ca[SO4]·2H2O (Gips) erfolgen. Für ein Tanganjikasee-Aquarium empfiehlt sich der Einsatz von Bittersalz, da, das Mg:Ca - Verhältnis etwa 3,4:1 beträgt.
      Rechenformel: 4,4 g Bittersalz auf 100 l Wasser erhöhen die GH um 1° dH. Dies hat keinen Einfluss auf den pH-Wert.

    Rechenbeispiel für Tanganjika-Wasser

    Im folgenden Rechenbeispiel habe ich die KH meines weichen Ausgangswassers mit 33 g Soda auf 100 Liter Wasser von 3° auf 14° gebracht und mit 22,5 g Aquadur auf 17°. Mit Aquadur wird gleichzeitig auch die GH erhöht.


    Auf dcg-owl.de findet Ihr diesen kleinen Excel-Mengenrechner, mit dem Ihr für Eure eigenen Wasserwerte die notwendigen Mengen der Aufhärtsalze berechnen könnt. Die Excel-Tabelle könnt Ihr Euch von dort auch runterladen.


    vorschau-rechenblatt.png

  • Hallo Stefan,


    danke für Deine verständliche Darstellung.

    Zwei Fragen dazu tauchen trotzdem bei mir auf:


    1. Warum die KH mit Soda erhöhen - bewußt mit der Gefahr des erhöhten Ammoniakanteils, wenn die sich verhindern / reduzieren läßt bei Verwendung von Kaisernatron, das den PH nicht über 8,5 steigen läßt und damit Ammoniak in leichter abbaubaren Grenzen hält?

    Da nähme ich doch eindeutig Kaisernatron, und bin auf der "sicheren" Seite???

    V.a. auch in noch nicht hundertprozentig eingefahrenen Becken?


    2. Für Bittersalz gibst Du ein Mengenverhältnis von 4,4 g auf 100 l Wasser an, die die GH um 1° dH anheben, wobei die Formel für Bittersalz hier MgSO4·7 H2O lautet.


    Meine Quellen (die ich nicht parat habe) sagten aus, man nehme Magnesiumsulfat (hier Formel MgSO4) - auch als Bittersalz, Epsomsalz - bezeichnet, und erhöht so mit 2 g auf 100 l Wasser die GH um 1,2 ° dH.

    Verbrauch wäre hier auch nur die knappe Hälfte der von Dir genannten Menge.


    Kannst Du das bitte fürn Fachidioten aufklären?

    VG, Uli


    Alt kannst Du werden. Du mußt das bißchen Leben nur ... überleben ...

  • Hi Uli,


    heiße zwar nicht Stefan, aber.. 8o


    Due schreibst es selbst einmal ist es MgSO4 und einmal MgSo4 * 7 H2O... letzteres hat angelagertes, sogenanntes Kristallwasser, um auf die gleiche Menge zu kommen wie bei wasserfreien MGSO4 musst Du deutlich mehr einsetzen...


    Soda wir halt manchmal genommen weil es sich wesentlich besser löst, je nach dem was man sonst noch so im Wasser vorliegen hat, kann es sein das Kaisernatron sich sehr schlecht löst... dann ist halt Soda einfacher...


    Ich empfehle auch immer die Salze von DRAK, insbesondere das Tanganjika-Salz da damit eine sehr vernüftige Ionenverteilung aufgebaut wird... ist halt "etwas" teurer :)

  • Hallo Uli


    danke für Deine Rückmeldung. Um zu antworten:

    Warum die KH mit Soda erhöhen

    Da hast Du recht. Am besten Finger weg von Soda wegen pH oder nur vorsichtig anwenden, wenn man glaubt wirklich auf einen pH > 8,5 kommen zu müssen. Natron und/oder Kaliumhydrogencarbonat ist das Mittel der Wahl.

    Meine Quellen (die ich nicht parat habe) sagten aus, man nehme Magnesiumsulfat (hier Formel MgSO4) - auch als Bittersalz, Epsomsalz - bezeichnet, und erhöht so mit 2 g auf 100 l Wasser die GH um 1,2 ° dH.

    Verbrauch wäre hier auch nur die knappe Hälfte der von Dir genannten Menge.

    Wasser ist schwer, wie jeder Aquarianer weiß ;)
    MgSO4·7 H2O hat ein Molgewicht von 247 g/mol, wasserfreies MgSO4 eines von 120 g/mol. Um die gleiche Menge Mg durch lösen von MgSO4·7 H2O zu erhalten wie durch lösen von MgSO4, musst Du gut die doppelte Menge ( 4,4 g statt 2 g ) davon einbringen.


    Also immer schön aufs Etikett schauen, was für ein Salz man hat.

  • Ich empfehle auch immer die Salze von DRAK,

    Die DRAK-Salze sind in der Tat top, kosten allerdings zw. 60 und 120 € das Kilo. Natron, Bittersalz und Co. bekommt man in größeren Gebinden (5 kg) für 5 Taler das Kilo.

    Bei großen Wassermengen oder wenn man sehr weiches Wasser aufhärten will, werden die kommerziellen Salzgemische unbezahlbar - zumindest für mich.

  • Hallo Christian, hallo Stefan, w;ke:) ,

    danke Euch beiden, das war sehr hilfreich, sogar fürs chemische Wildschwein ;) .


    Wenns mal so weit ist mit meinem Aquarium, hatte ich auch vor, mit Kaisernatron, Magnesiumsulfat und dem Sealution Mineralsalz von DRAK aufzuhärten (Ani und der Matthes tun dies meines Wissens schon jahrelang). Die ersteren kann ich in der Kaufhalle / Apotheke für billiges Geld kaufen, und selbst 1 kg von DRAK reicht dann 2 Jahre, also erschwinglich (Inflation mal außen vor gelassen).


    DRAK Aquaristik hat mir allerdings auf Nachfrage empfohlen, beim Einsatz seines o.g. Salzes auf das Magensiumsulfat gänzlich verzichten zu können, und dafür Kaliumcarbonat (Pottasche) einzusetzen. Mit seinem Salz käme bereits ausreichend Magnesium ins Wasser und das Kaliumcarbonat bringt das Natrium-Kalium-Ionenverhältnis den Seewerten näher.

    Also KH-Erhöhung mit ca 2/3 Natriumhydrogencarbonat (Natron) und ca 1/3 Kaliumcarbonat (Pottasche) bei GH-Erhöhung mittels Sealution DRAK Mineralsalz.


    Klang einleuchtend, aber sicher bin ich mir auch nicht. :opa:

    VG, Uli


    Alt kannst Du werden. Du mußt das bißchen Leben nur ... überleben ...

  • Also KH-Erhöhung mit ca 2/3 Natriumhydrogencarbonat (Natron) und ca 1/3 Kaliumcarbonat (Pottasche)

    Wenn Du in die Tabelle oben schaust, Gerd, wirst Du sehen, dass das Na:K Verhältnis in T-See etwa 2:1 ist. Also mach Zugabe von Pottasche in der Größenänderung Sinn.
    Wenn Pottasche ähnlich wie Soda den pH auf Werte > 10 erhöht, ist Vorsicht geboten. Werde versuchen mich da schlau zu machen. Mal sehen, was Krause meint.

  • Hi Uli,


    da haben die von DRAK recht, deren Salze sind ja daraufhin optimiert ein gutes ionenverhältnis hinzubekommen, von daher ist ihr hinweis völlig korrekt und richtig.


    Und ja, die sind wirklich teuer, aber auch der mir einzigste bekannte Hersteller der ein vollständige Deklaratiion der Inhaltsstoffe anbietet, und auf gutes Ionengleichgewicht achtet, ganz im gegensatz zu einigen anderen Herstellern.


    Aber natürlich bekommt man für den Hausgebrauch, oder bei großen Aquarien, das wunderbar mit Stefans Methode hin. Das funktioniert einwandfrei und ist wesentlich sympathischer für den Geldbeutel und für die Fische allemals besser als wenn Sie in nichtpassendem Weichen Leitungswasser gehalten werden! Ich persönlich mache es ähnlich wie Stefan, bei den Tanganjikas und Malawis benutze ich Natriumhydrogencarbonat und ein wenig Tima GH+, in meinem Leitungswasser, bei den Südamerikanern und Garnelen verwende ich die Salze von Tima, die sind halt wesentlich günstiger als die von DRAK. DRAK hatte ich benutzt als ich nur ein becken mit Multis hatte... lang ists her :thumbup:

  • Hi Stefan,


    Pottasche sollte den Wert eigentlich ähnlich hoch treiben wie Soda, eine gesättigte Lösung hat einen ph von 11,6 .


    Ist auf jedenfall auch mit Vorsicht zu genießen, aber in der empfohlenen Mischung sollte es okay sein, habe aber nix genaures auf die Schnelle gefunden..

  • Hallo zusammen,

    :danke: für Eure Einlassungen.


    Nehme also mit, daß man mit Kaisernatron, Bittersalz und dem DRAK-Mineralsalz unbedenklich arbeiten kann, mit Soda und Pottasche allerdings sehr vorsichtig agieren, wegen evt. Ammoniakbildung unbedingt die pH-Entwicklung im Auge haben muß.


    Und wie immer und überall auf die Etikette zu achten hat.

    In diesem Sinn :beerdrink:

    VG, Uli


    Alt kannst Du werden. Du mußt das bißchen Leben nur ... überleben ...

  • Prima, Test bestanden. 1+

    Das hast Du gut zusammengefasst.


    Eine Sache noch: wenn man 2 oder mehr Salze zugleich anwenden will, ist es besser, sie in getrennten Gefäßen aufzulösen. Habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn man alles zusammen kippt, es sich ganz schlecht löst.

  • Moin,


    Ich hänge mich hier mal dran.


    Da ich aus Langeweile mich wieder mal mit den Wasserwerten in meinen Aquarien beschäftigt habe :lol4: und mir dafür ein wenig das Verständnis fehlt hier meine Fragen!


    Was ist der Unterscheid zwischen Redoxwert und Leitwert? Und wieso sind die Leitwertelektroden soviel teurer wie Redoxelektroden? Aufgefallen ist mir das bei ghl, da sind die Preisunterschiede exorbitant.


    Was muss/sollte ich jetzt wirklich messen, Leitwert oder Redoxwert?

  • Moin Holger,


    ganz stark vereinfacht ist es so:


    - die Redox-Spannung beschreibt das Verhältnis von im Wasser gelösten oxidierenden Stoffen (z.B. Sauerstoff) zu reduzierenden Stoffen (also oxidierbare Substanzen wie z.B. Amine (aus dem Eiweißabbau)). Das kann man vergleichen mit Batterien, denn bei denen wird die Spannungslage auch über die Art und die Mengenverhältnisse der eingebauten oxidierenden und reduzierenden Substanzen gesteuert.

    - der Leitwert beschreibt ganz grob die Menge der im Wasser gelösten elektrisch geladenen Teilchen (Kationen und Anionen). Da Salze aus Kationen und Anionen bestehen, kann man vereinfacht sagen, dass der Leitwert in erster Näherung proportional zur Menge der gelösten Salze im Wasser ist.


    Was Du messen musst, hängt davon ab, was Du wissen willst :joint: Wenn es Dir darum geht, den Salzgehalt zu beurteilen, dann miss den Leitwert. Wenn Du z.B. eine anaerobe Nitratentfernung steuern möchtest, wist Du Dich mit dem Redoxwert beschäftigen wollen ^^


    Woher die Preisunterschiede bei den Sonden kommen, kann ich Dir leider nicht sagen...


    Viele Grüße und viel Spaß beim Panschen :hi:

    Andreas