Die Geschichte vom Nitratgehalt und dem Wasserwechsel

  • Hi


    Ich glaube nicht dass eine Efeutute Keime in nennenswerter Menge aus dem Aquarium entzieht.

    Wenn ich mich richtig erinnere verdoppeln sich Bakterien alle zwanzig Minuten.


    Daher meine Meinung, das letztendlich nur der Ww da Abhilfe schafft.


    Gruß Tom

  • Achso war das gemeint. Da gebe ich dir recht. Wusste es nicht zu deuten.


    Mit dem Wasserwechsel habe ich ganz andere Erfahrungen. Habe ich mir ebenfalls durch die enorme Vermehrungsrate erklärt. Deswegen werden Keime im LW auch "im Keim erstickt". Ist das Wasser im Aquarium angelangt, ist es gleich verkeimt. Ich meine in der Anleitung vom dipslide ist die doppelte Last gar nicht von der halben Last zu differenzieren. Wäre ja auch Quatsch denn nach 20 Minuten wären 50 Prozent tww bezüglich. Keimdichte ja wieder für die Katz.


    Um von einem Bild, eins weiter nach links zu kommen benötigt man einen 90 Prozent ww und den nächsten ein paar Stunden später. Solche Methoden werden in Asien in der Diskuszucht praktiziert.

  • Moin zusammen,

    nur nochmal zum Verständnis: Die Dip-Slides messen doch die Vermehrung der Mikroorganismen im Aquarium insgesamt also nicht nur die Keime, die potentiell Krankheiten auslösen können oder? (s. auch Definition „Keime“ in #31 dieses Threads)

    Da alle paar Stunden 90% WW für die meisten hier wohl keine Option sein werden und die Becken mehrheitlich sehr gut laufen, scheint die Vermehrung der Mikroorganismen insgesamt kein Problem zu sein, es kommt wahrscheinlich auf das Verhältnis der guten zu den gefährlichen Keimen ab, solange die krankmachenden Keime sich also nicht explosionsartig vermehren, scheint es kaum Probleme zu geben.

    Deshalb versucht ja auch jeder von uns, das „biologische Gleichgewicht“ im Aquarium so gut wie möglich hinzubekommen, einige von uns u.a. mit Hilfe von Pflanzen, andere halt mit anderen Maßnahmen, Hauptsache man versucht, das Beste für seine Tiere zu erreichen. Das sieht bei der großen Mehrheit im Forum doch sehr gut aus!

    Gruß, René

  • Hallo Scholle,

    Ich denke hier wied viel vermischt. Nitrat lasse ich ganz außen vor.


    Die DS messen nicht die Vermehrung oder Spezies. Die Aussagekraft ist rein quantitativ. Dafür sind die recht günstig und einfach in der Anwendung. Keimlast und Keimdichte ist zutreffend.


    Deine Schlussfolgerung basiert auf den häufigen 90 Prozent Tww. Von mir war das nur als anschauliches Beispiel aufgeführt. Man müsste ja dazu zumindest sagen was gut und was schlecht ist und dann ein Ziel definieren.


    Und ja die Vermehrung selbst ist kein Problem. Mir zumindest nicht bekannt. Obwohl es schon Zustände gibt wo die Fortpflanzung der Bakkis so massiv ist, das es zu Problemen kommen kann. Stichwort Bakterienblüte.

    Die Keimdichte im Freiwasser insgesamt scheint aber ein ganz wichtiger Parameter in der Aquaristik zu sein.


    Eine anderer Baustein ist die Isolierung von allen potenziell pathogenen Keimen im oder am Fisch und die Reduzierung dieser. Das wäre vergleichbar mit tuning. Aber auch schwer auffindbare Probleme in einer Aquarienanlage können so ggf. Gelöst werden. Wieso auch immer ist dieses Vorgehen in der Aquaristik ein Schreckgespenst. In der Nutztierhaltung Standard.


    Insgesamt würde ich sagen kann ein Wasserwechsel viel bewirken. Die Wirkung kommt aber nicht daher das man H2o gegen H2o tauscht. Eher der Rest. Zur Reduktion der Keimdichte ist der Tww eine zahnlose Methode.

  • Zahlen zu Monstera, Efeutute und co. als Nitratentferner

    Habe mir mal den Artikel von Andreas Spreinat aus der Datz 6/2014 ('Nitrat entfernen mit Fensterblatt – hilfreich oder nicht der Rede wert?') besorgt und gebe die wichtigsten Erkenntnisse mal weiter.

    Versuchaufbau:

    2 gleichgroße Becken à 230 Liter Nettovolumen mit gleicher Filterung gleichem Besatz aus robusten Oreochromis. Fütterung in beiden Becken gleich mit abgewogenen Futtermengen. 1 Becken mit einer großen Monstera.

    monstera01.jpg

    Erstes Ergebnis nach 35 Tagen - Enttäuschend

    Nach 35 Tagen in Betrieb zeigten sich nur geringfügige Unterschiede zwischen beiden Becken. Die Zacken in den Verläufen sind durch Wasserwechsel bedingt.

    monstera03.jpg

    Installation einer künstlichen Beleuchtung

    Da Aquarien selten an einem Südfenster stehen, wurden im Versuch 2 Quecksilberdampflampen installiert, um das Pflanzenwachstum anzuregen. Mit Erfolg, wie man an dem folgenden Bild sieht. Auch der Verlauf der Nitratentwicklung (und auch der von Phosphat) in beiden Becken über einen Zeitraum von 223 Tagen zeigt die Wirksamkeit der Nitrataufnahme über die Luftwurzeln der Monstera.

    monstera02.jpg monstera04.jpg

    Fazit

    Es funktioniert - ABER

    • Nur in Becken mit mäßigem Besatz
    • Man kann den Nitratanstieg nicht verhindern sondern nur abschwächen
    • Man benötigt im Vergleich zum Wasservolumen eine gigantische Blattfläche
    • Ohne kräftiges Pflanzenwachstum mit ständiger Entwicklung neuer Blätter tut sich gar nix. Man benötigt ne Menge Platz über dem Becken. Man stelle sich die Monstera über einem 1000l Tanganjika-Becken vor.
    • Man benötigt eine kräftige, künstliche Beleuchtung. Selbst mit LEDs deutlich teurer als regelmäßige Wasserwechsel.
    • Man hat eine hohe Verdunstungsrate in dem Versuch von etwa 1-2 l pro Tag.
      Vielleicht noch ganz interessant in dem Zusammenhang: Offenbar findet hierdurch im Vergleich zur normalen Verdunstung keine Aufsalzung des Aquarienwassers statt, da die Pflanze wohl die meisten (sämtliche?) Wasserinhaltsstoffe aufnimmt.

    Steffi hatte in dem Zusammenhang auch den Leitwert mit eingebracht. In dem Versuch von Andreas wurde auch der Leitwert gemessen. Beide kurven verlaufen - sinnvollerweise - synchron:

    monstera05.jpg


    Soweit erst mal der kleine Bericht.

    Wünsche allen ein gesundes und glückliches Jahr 2022.


    Beste Grüße, Stefan :)

  • Super Bericht, Stefan! Endlich wieder mal Fakten anstatt Bauchgefühle ;)

    Nebst all den genannten Nachteilen einer solchen wirkungsvollen Monsterbepflanzung kommt ja dann erst noch das Risiko hinzu, dass Fische aus dem Becken springen könnten, es sei denn, man senkt den Wasserspiegel deutlich ab :opa:

  • Endlich wieder mal Fakten anstatt Bauchgefühle ;)

    Immerhin gingen die Gefühle alle in die gleiche Richtung ;-). Fand, das war ein beeindruckender Versuch über ein dreiviertel Jahr und ein toller Artikel, den Andreas (er ist von Beruf Mikrobiologe) da geschrieben hat.
    Er hat in der DATZ und/oder den DCG-Informationen auch was zum Thema Keimdichte veröffentlicht. Mache mich mal auf die Suche.

    Beste Grüße, Stefan

  • Hallo Stefan,


    danke für die Infos.

    Man hat eine hohe Verdunstungsrate in dem Versuch von etwa 1-2 l pro Tag.
    Vielleicht noch ganz interessant in dem Zusammenhang: Offenbar findet hierdurch im Vergleich zur normalen Verdunstung keine Aufsalzung des Aquarienwassers statt, da die Pflanze wohl die meisten (sämtliche?) Wasserinhaltsstoffe aufnimmt.

    Liegt die hohe Verdunstungsrate alleine an der Pflanze oder daran, dass das Becken teilweise oben offen ist? Wurde im Text angeben, ob die Verdunstung nur im Pflanzenbecken so hoch war, oder in beiden Becken?

    1-2 Liter pro Tag können je nach Wasser- und Umgebungstemperatur bei einem offenen Becken ein normaler Wert sein.

  • Hallo Stefan,


    danke für die Infos.

    Liegt die hohe Verdunstungsrate alleine an der Pflanze oder daran, dass das Becken teilweise oben offen ist? Wurde im Text angeben, ob die Verdunstung nur im Pflanzenbecken so hoch war, oder in beiden Becken?

    1-2 Liter pro Tag können je nach Wasser- und Umgebungstemperatur bei einem offenen Becken ein normaler Wert sein.

    Es wird sicher nicht "allein" an der Pflanze liegen. Ich denke nicht das die 10-14 Liter Wasser pro Woche aufnimmt. :beerdrink:

  • An Malte und Micha,


    beide Aquarien waren abgedeckt. Im Monsterabecken hinten nur ein Spalt für die Wurzeln.

    Die hohe Verdunstung erfolgt tatsächlich über die Blattoberflächen. Monstera und co. sind Feuchtpflanzen (Hygrophyten), die nur eine dünne Waschsschicht auf den Blättern haben und über die Spaltöffnungen viel Wasser verdunsten. Besonders dann wenn sie schnell wachsen und Photosythese betreiben sind die Spaltöffnungen weit offen um CO2 aufzunehmen und die Verdunstungsrate besonders hoch.

    Übrigens war das Wachstum der Pflanze über und unter Wasser so enorm, dass mehrfach die Wurzeln zurückgeschnitten werden mussten.

    monstera06.jpg

  • Das ist ja echt interessant. Hätte ich nicht für möglich gehalten das ein Pflanze so viel Wasser zieht. Danke für die Info.

  • Solche Wurzeln hab ich auch schon bei mir aus den Becken ziehen müssen :joint:

    Ergeben im Boden ne Matte . Bei unbepflanzten Becken ja kein Problem. Breiten sich ja später hauptsächlich im Bodengrund aus.

    Im Wasser verhedderten sich abgerissene Java Farn Blätter und fingen an zu wachsen und Pflanzen zu bilden ( sah toll aus)

    Das es nur Sinn macht , wenn die Monstera gut wachsen kann, sie also auch ordentlich Licht bekommt ist für mich klar 🌞 und

    mein Fazit ist . :/

    ;) Es bringt schon ordentlich viel. :beerdrink:

    Nur im Keller bei wenig Licht und schlechten Bedingungen für die Pflanze bringt es kaum was und ist den Aufwand wohl kaum Wert

    Nun kann man aber so ne Luftwurzel schon nen Meter oder zwei „leiten“ damit das Becken in ner Ecke steht aber die Pflanze am Fenster. (Wenn die Luftwurzel eine ordentliche Länge erreicht hat, Schlauch drüber ziehen und das andere Ende in das Becken hängen? Die Luftwurzel sucht dann das Wasser im Becken)

    Macht nur Sinn wenn man auch an solchen Monster(a) n :evil: Freude hat. Keine Frage.

    Hab im Moment auch keinen Platz dafür und das entfernen der Wurzeln ist schon ordentlich Arbeit. Finde ich gut das dies in dem Bericht beschrieben wurde. :thumbup: 8)

    Hätte er die Wurzeln aber nicht immer wieder gekappt……… wer weis wie das Ergebnis ausgesehen hätte. :saint:


    Nitratbereich bis höchstens 100 oder sogar über 200 macht aber auch so schon nen recht beeindruckenden Unterschied.


    Filterbecken im hellen Nebenraum mit Monstera drin , ohne Wurzeln kürzen :/ Das wäre es vermutlich

    Gruß Reiner


    P.S. Es gibt Selbsthilfegruppen für Menschen die mit mir zu tun haben

  • Filterbecken im hellen Nebenraum mit Monstera drin , ohne Wurzeln kürzen :/ Das wäre es vermutlich


    Nun kann man aber so ne Luftwurzel schon nen Meter oder zwei „leiten“ damit das Becken in ner Ecke steht aber die Pflanze am Fenster.

    Beide Ideen von Rainer sind durchaus sinnvoll und funktionieren.


    Das Monstera-Prinzip wird ja auch erfolgreich in Form von Pflanzen-Klärbecken bei Kläranlagen und Gartenteichen angewendet, ist also nix Neues. Wer Platz und Licht hat, sollte es machen, denn es werden ja nicht nur Nitrat, sondern neben Phosphat auch andere Abbauprodukte aufgenommen.


    Spannend wäre nur, wie es sich im Tanganjika-Becken dann mit den Härtebildern verhält: die Kationen Ca, Mg, Na sind ja durchaus auch Pflanzennährstoffe. Man sollte da auf alle Fälle pH und Karbonathärte im Auge behalten.

  • Hi Leute,


    nette Diskussion :)


    Kann nur von mir Sagen, das ich vollen Erfolg in meinen 3 Malawibecken mit Efeutute hatte.. Meßergebnisse habe ich keine mehr, da nicht elektronisch protokoliert, aber der NitratWert sank gewaltig und blieb auf niedrigen Niveu stabil (ca.15-20 mg/L, das entspricht dem Wert im Leitungswasser) .Die Efeutute war in der Biostufe im Mehrkammerinenfilter geplanzt, in der Abdeckscheibe war extra ein Loch für die Pflanze. Vedunstung spielte zwischen den Wasserwechseln(1x wöchentlich) keine Rolle. Das ganze war in einem beleuchteten und beheizten Aquarienkeller, nach einiger zeit war die gesamte wand und die Seitenwände bis zur Decke bewuchert und die Pflanzen zu einer vereinigt, nach und nach habe ich weitere Luftwurzeln in sämtliche Aquarien gehangen. Praktisch wurde also der gesamte Keller durch Efeutute gefiltert (10Becken damals).. Grüner Dschungel :thumbup: Ich schaue mal ob ich Bilder habe, ist noch aus der Analog Zeit...


    Ich für meinen Teil kann nur sagen: Malawibecken und Efeutute: Optimal! alllerdings vieleicht nicht im Wohnzimmer.. 8)

  • Praktisch wurde also der gesamte Keller durch Efeutute gefiltert (10Becken damals).

    Whow, toller Erfolg, Marc.

    Offenbar war die Lichtmenge in Deinem Keller für ein kräftiges Pflanzenwachstum, das für die Nitrataufnahme erforderlich ist, ausreichend.

    Ja, schau mal, ob Du Bilder findest. Würde mich interessieren.

    Beste Grüße, Stefan :)

  • Hi,


    naja, frei über den Becken hängende Leuchtstoffröhren 3 * 120 cm , Röhre war Triton von Interpet, für mich die beste Leuchtstoffröhre die es gab, in der unteren Ebene 4 x 60er auch triton, Beleuchtet 12 h am tag, zusätzlich Kellerfenster. Und Raum halt auf 25 Grad geheizt.


    Bilder schaue ich mal am Wochenende, das wird ne längere Suchaktion..


    https://tanganjika-cichliden-forum.de/wcf/index.php?attachment/15844-img-20170611-130838-jpg/


    hier ein Bild vom Keller, nachdem die Efeutute entfernt war, in vorbeitung auf einen Umbau, der dann so nicht kam, momentan fristen noch 3 Becken im Keller ihr dasein, die hoffentlich im 1 Quartal auch umziehen ins Erdgeschoss!

  • Hallo zusammen :hi:


    Nachdem ich in meinem Leptosoma-Becken seit geraumer Zeit kein brütendes Mädel mehr gesichtet hatte (siehe meinen Beitrag RE: Die Geschichte vom Nitratgehalt und dem Wasserwechsel), dachte ich, dies könnte eventuell mit dem Oxydator bzw. den vom Oxydator abgegebenen Sauerstoffradikalen etwas zu tun haben.

    Seit ca. 2-3 Wochen habe ich den Oxydator ausser Betrieb … und was soll ich sagen … es schwimmen wieder 2 brütende Mädels herum. Ich kann diesen Kausalzusammenhang natürlich nicht beweisen bzw. fachlich klar begründen, aber ich komme zu meinem persönlichen Schluss, dass Sauerstoffradikale wohl nicht unbedingt förderlich sind für das Wohlbefinden meiner Leptosomas. Ich behalte den Oxydator deshalb mal ausser Betrieb. War eine persönliche Erfahrung, möchte aber hier nicht wieder ein Glaubenskrieg über Oxydatoren entfachen, sondern es einfach bei meiner Feststellung belassen 8)

  • Seit ca. 2-3 Wochen habe ich den Oxydator ausser Betrieb … und was soll ich sagen … es schwimmen wieder 2 brütende Mädels herum

    Hi Steffi,


    Jürgen hat vor einiger Zeit von ähnlichen Ergebnissen bei seinen Tropheus berichtet,


    demnach könnte da was dran sein! :opa:


    Grüße, Dirk