Beschleunigung des Einlaufens von neuen Aquarien

  • Als Quintessenz aus dem meinem keinen Filtertest möchte ich hier einen Vorschlag machen, wie man ein Aquarium beschleunigt einlaufen lassen kann, ohne einen Fischbesatz einer Vergiftung durch einen (zweiten) Nitritpeak gefährden zu müssen.

    Häufig begangener Weg:

    Man richtet das Becken ein, schließt einen Filter an, packt vielleicht noch alten Filtermulm und Starterbakterien hinzu. Ev. setzt man noch zweieinhalb Guppies oder einen armen Ancistrus ein oder wenige erste Fische des geplanten Besatzes, füttert wenig und wartet auf den Nitritpeak. Der kommt auch nach 1-2 Wochen, in der Regel relativ schwach und verschwindet wieder.

    Dann setz man nach ein paar Wochen auf einmal den Hauptbesatz dazu, füttert entsprechend, die Fische machen Pipi und sch… und es kommt oft zu einem 2., häufig unbemerkten, Nitritpeak mit entsprechenden Folgen.


    Jeder hat sein eigenes Rezept, das ganz gut funktioniert. Aber auch ich, als vermeintlich alter Fuchs, hatte bei der Einrichtung von 2 meiner Tanganjikabecken trotz aller Sorgfalt Probleme mit dem 2. Peak, was in Hektik durch tägliche große Wasserwechsel ausartete.

    Vorgeschlagener Weg:

    Besatzverluste kann man vermeiden, indem man vom ersten Tag an den sich entwickelnden nitrifizierenden Bakterien Futter in Form von Ammonium, dem ersten Abbauprodukt von der Fischausscheidungen, zur Verfügung stellt.

    So hat bei dem Versuch die Nitritbildung je nach Filtertyp zw. Tag 4 und Tag 9 begonnen. Und nach 16 Tagen war beim 'Gewinner' Stand-HMF kein Nitrit mehr nachzuweisen.

    Dafür geeignet sind Ammoniumsalze wie Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid oder Ammoniumhydrogencarbonat damit die Nitrifikation schnell in Gang kommt.

    So etwas gibt es, mir bis dahin völlig neu, tatsächlich schon für genau diesen Zweck auf dem Markt. Zwar nicht von den bekannten Marken wie Sera, Jbl & Co., sondern von einem weniger bekannten Anbieter, allerdings wird es in Karat aufgewogen.

    Ammoniumhydrogencarbonat gibt es in Form von Hirschhornsalz für einen schlanken Tarif in jeder Drogerie oder auch im gut sortierten Lebensmittelhandel (oder bei Obi 😉)

    0,4 g der Salze auf 100 Liter Wasser ergeben eine Ammoniumkonzentration von ca. 1 mg/l.

    Rezept:

    • Tag 1: Neues Becken/Filter in Betrieb nehmen, Filtermulm und/oder Starterbakterien hinzugeben. Ammoniumkonzentration auf 1-2 mg/l mit Ammoniumsalz eistellen.
    • Tag 4-9: Beginn Nitritbildung. Salz in gleicher Konzentration nachdosieren. Becken ev. zusätzlich belüften
    • 3-4 Tage nach Beginn Nitritbildung: Salz in gleicher Konzentration nachdosieren.
    • Ende des Nitritpeaks abwarten und man hat einen biologisch voll arbeitenden Filter und kann das Becken voll besetzen ohne Ausfälle erwarten zu müssen.

    So habe ich mit dem Stand-HMF aus einem der Versuche ein weiteres Becken in Betrieb genommen und sofort besetzt.

    Alternative:

    An einem meiner Becken habe ich immer einen großen Eheim mitlaufen, den ich bei Einrichtung eines neuen Beckens mit dran hänge, so dass gar nix passieren kann.

  • Alternative:

    An einem meiner Becken habe ich immer einen großen Eheim mitlaufen, den ich bei Einrichtung eines neuen Beckens mit dran hänge, so dass gar nix passieren kann.

    Das ist der Grund, warum ich meinen Biomaster 450 immer noch an meinem Becken mitlaufen lasse.

    Sollte ich ihn brauchen, ist er sofort einsatzbereit (achte aber auch nicht auf Stromkosten :lol4: )

  • Moin Männers,

    ich stehe da nen bisschen auf dem Schlauch.


    1. Am 1. Tag der Inbetriebnahme des Beckens mit angeimpften Filter gleich die angegebene Menge Amoniumhydrogencarbonat geben.


    2. Zwischen Tag 4-9 sollte sich nitrit gebildet haben. Wenn ich das via Test nachgewiesen habe, dann dosiere ich Das Amonoumhydrogencarbonat in gleicher Menge für 3-4 Tage weiter.


    3. Teste dann täglich weiter und warte auf das Ende des Nitritpeaks. Jetzt könnte ich besetzen.


    Was aber ist wenn ich noch nach Ende des Nitritpeaks mit dem Besatz noch warten Mmuss weil ich die Fische erst ein paar Tage bis 1 Woche später geschickt bekomme. Muss ich dann weiter die Filterbakterien mit dem Amoniumhydrogencarbonat füttern?


    LG Lutze

  • Hallo zusammen,


    sehr interessanter Ansatz.

    Vom Anfüttern mit normalem Fischfutter im unbesetzten Becken hatte ich schon gehört aber befürchte, mangels schuppiger Futterverwerter macht man das Wasser damit zu einer ekligen Bakteriensuppe...

    Das anorganische Futter füttert tatsächlich nur die Nitrifizierer.


    @Lutz

    Wenn Du aufhörst zu füttern, gehen die Bakterienstämme wieder zurück - sicher nicht alle und sofort aber ich würde weiterfüttern.

    Vielleicht bis 2 Tage vorm Besatz und noch mal ordentlich WW.


    Grüße

    Andreas

  • Also ich habe vor 4 Wochen, als meine Fische ins neue große Aquarium umgesetzt wurden einen Tag vorher ca. 1 Liter Siporax vom alten Becken in den neuen Innenfilter gegeben und zusätzlich zwei Filtermatten in dem Filter ausgewaschen.

    Hatte zu keiner Zeit einen nachweisbaren Nitrit Wert.

    Aber, in meinem Becken mit 672 Liter schwimmen auch nur 6 Ophthalmotilapia, 6 Xenotilapia und ein paar Neolamprologus.

    Gruß Andreas

  • Ich habe meinen Filter mit 2x JBL Flüssigbakterien und 3 Patronen von Lufthebern und 3 Patronen aus nem Innenfilter angeimpft. Die Frage ist…muss ich die vorhandenen Filterbakterien jetzt jeden Tag mit Hirschhornsalz füttern? Ic würde vom Bauchgefühl her sagen ja.

    LG Lutze

  • Moin Jungs


    So wie Andreas1306 das gemacht hat (Animpfen, biologisch aktives Filtermaterial, geringer Besatz) ist das optimal und funktioniert auf alle Fälle.


    Nur animpfen, keine Fische rein und 3 Wochen warten macht keinen Sinn, da die Filterbakterien dann 'verhungert' sind.
    Deswegen entweder direkt kleinen Besatz mit reintun oder füttern der Filterbakterien mit Ammoniumsalzen wie am Anfang des threads beschrieben.


    Bei animpfen und gleich voll besetzen kann es Probleme geben, gerade bei empfindlichen Wildfängen, die nicht wissen, wie Nitrit geschrieben wird.


    Hatte vor gut einem Jahr bei Inbetriebnahme von 6 Becken bei mittlerem Besatz bei 2 Aquarien massive Probleme mit Nitrit, was in WW-Orgien ausartete, bevor der Spuk vorbei war.


    Zur Zeit habe ich an 2 Becken, die ich mit neuen Matten ausgestattet habe, eingelaufene Eheim zur Unterstützung drangehängt.

    Hab immer einen solchen am großen Wohnzimmerbecken mitlaufen, den ich dann abnehmen kann und entweder direkt irgendwo anschließen kann oder dessen Filtermaterial ich, so wie jetzt, auf 2 Töpfe verteile. Nach 4 bis 5 Wochen sind die neuen Matten biologisch aktiv und ich stelle die Außenfilter dann wieder außer Betrieb.


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  • baut sich aber nur mit entsprechender "Belastung" auf.


    Im Meerwasserbecken ist das sicher was anderes, da laufen die Becken mal 5-6 Wochen ein.


    Ein füttern der Bakterien ist nix im Vergleich zu einer Gruppe von 20 und mehr Tropheus.

    sparsames Füttern und vorallem lieber mehrmals täglich eine miniportion ,klein gebröselt.


    auch ein guter Sauerstoffeintrag ist m.M. wichtig.

    für die Tiere sowieso, aber auch für die Bakterien und die entsprechenden Prozesse.



    Bisher habe ich alle Becken ,sobald das Wasser klar war besetzt.

    Für die ersten 2-3 Wochen 2g Salz/Liter und zur Sicherheit ein 100g beutel Seachem Purigen .

    Wöchentlicher Wasserwechsel ist eh klar.

  • Das Thema 'Einlaufen' eines Beckens ist vielschichtig. Jeder hat sein eigenes Rezept, das funktioniert und das ist auch ok.

    Manch einer macht sich gar keine Gedanken oder ignoriert das Risiko: Wasser in den Pott, Filter dran und Fische rein und die Tiere überleben.


    Ich muss mir jetzt langsam Gedanken machen mit meinem inzwischen fast 25cm großen Tetraodon mbu im Wohnzimmerbecken. An Volumen/Masse hat er soviel wie der Rest des Besatzes, frisst ordentlich und scheißt wie ein Waldesel große Haufen und keine Kotschnüre wie der Rest des Besatzes.
    Die großen Eheim Töpfe am Becken kommen mit der mechanischen und biologischen Filterung kaum noch hinterher.

  • Impfen allein ist gut und schön, heißt aber noch lange nicht, dass die Nitrifikation stabil läuft.


    Die Bakterien müssen sich irgendwo ansiedeln, wo sie vernünftige Bedingungen vorfinden und das Wasser regelmäßig vorbeikommt, um die Nahrung heranzutragen - idealerweise ist das das Filtermedium.


    Ich habe schon gesehen, dass frische Becken ne ordentliche Kahmhaut an der Wasseroberfläche ausgebildet haben oder die Scheiben immer wieder und recht fix mit einem milchigen Bakterienfilm überzogen sind.

    Solche Becken laufen noch lange nicht richtig rund - auch wenn kein Ammoniak/Nitrit nachweisbar ist.


    Der ideale Lebensraum der Wunschbakterien ist ein möglichst reifer, dicker, diversifizierter und ungestörter Biofilm. Das dauert. Wenn der ein mal steht, kann das Becken ne Menge ab.


    Ein Kumpel mit nem richtig alten HMF und Südamerika hat mal in ein 300 l Becken ca. 200 Erlenzapfen geworfen. Nach 2 h konnte man die Rückwand nicht mehr sehen. 2 Tage später war das Wasser wieder klar, was ihn ziemlich angenervt hat. Der Biofilm war so reif und leistungsfähig, dass er sogar Humine und Phenole abgebaut hat, die aquaristisch eigentlich als unabbaubar gelten.

    In meinem ersten Tangabecken dasselbe . 375 l, HMF - irgendwann mal spaßeshalber Nitrat gemessen - 0, Wasser klar. Eine Woche später ohne TWW - gleiches Resultat. Nach drei Wochen immernoch - Abbruch des Experiments und wieder Start TWW, allerdings von nun an deutlich weniger.

    Meines Erachtens ist folgendes passiert: der Biofilm im HMF war so reif/dick, dass er selbst in seinen tiefen Schichten ein anaerobes Milieu hergestellt hat und die Bakterien dort auf Nitratatmung umgestellt haben.


    Im Tropheusbecken hat's nicht geklappt - das sind Dreckschweine.


    Nichtsdestotrotz: Die von Stefan vorgestellte Beschleunigung durch Impfen UND Fütterung mit Ammonium ist echt vielversprechend. Man füttert, regt damit das Bakterienwachstum an und erreicht gezielt nur die Bakterien, die man haben will - zumindest am Anfang.


    Grüße

    Andreas

  • Hi,

    ich halte von dem wochenlangen Einfahren auch nichts. Das Becken mit einem gescheiten Filter ausstatten, ordentlich mit Schlamm aus einem anderen Becken impfen und gut. Das sollte auch mit Tropheus passen. Da man die eh die ersten Wochen nur spärlich füttern und regelmäßig WW durchführen sollte, um den Keimdruck gerade bei der Eingewöhnung niedrig zu halten, sehe ich da kein großes Problem. Klar ist das kein Selbstläufer, aber mit etwas Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit passt das.


    Grüße


    Joe

    Manche Menschen sind zu dumm, einen Eimer Wasser umzukippen, wenn er schon schräg steht. Die saufen ihn aus.

  • Hey Joe,

    kommt halt immer drauf an was du so zur Verfügung hast…also alter Filterschlamm, Starterbakterien u.ä.

    Also ich hab jetzt wie gesagt Startetbakterien und recht kleine Filterpatronen aus meinen 2 Minibecken im neuen Becken ausgewaschen. Heute Tag 2. nach dem Befüllen des neuen Beckens so um die 50 Turmdeckelschnecken eingesetzt…1 Ancistrusmännchen, etwas Hirschhornsalz nachgekippt. Morgen kommen dann weitere Turmdeckelschnecken und der 2. Ancistrusbock rein und wieder etwas Hirschhornsalz. Wenn dann die nächsten Tage die Wasserwerte gut sind werde ich weiter tgl. Hirschhornsalz in geringen Dosen nachdosieren und dann hoffentlich übernächsten Freitag oder Samstag 30-35 Red Rainbow F1 geschickt bekommen und diese vor nem evtl. kleinen Teilwasserwechsel einsetzen…vorher noch aufwalzen mit NaCl 1g/l und NaBi bis ich bei nem ph-Wert um die 8 liege.

    LG Lutze

  • P.s. Mit wenig füttern bei Jungfischbesatzt sehe ich problematisch, die sollten meiner Meinung nach eher oft mit wenig Futter gefüttert werden (die ersten Tage oder die erste Woche mal ausgenommen), da ist mir dann nen gut eingefahrenes Becken mit nem schon gut Bakterien besiedelten Filter lieber. So viel Wasserbelastung machen 30-35 junge Tropheus ja nu auf 450-500l netto auch nicht.

    LG Lutze

  • Naja…mehrmals täglich kleine Portionen bei Jungfischen ist halt eher in der Summe wie normales füttern. Da es aber halt noch recht kleine F1 sind, ist die Gesamtfuttermenge schon wenig auf die Beckengrösse gesehen.


    50 TDS sind auf die Beckengrösse meiner Meinung nach nicht viel, die sollen ja ordentlich den Sand durchmöllern. Wenn’s zu viel werden packe ich halt Clea Helena dazu…müsste um die 40-50 Stk. noch in meinem 2 kleinen Becken haben.


    Und wie gut das Becken bzw. Filter eingefahren ist werden ja die Wasserwerte zeigen.


    LG Lutze