Cardiopharynx schoutedeni Kabimbwa

Wat willste maache, et is wie et is, et kütt wie et kütt und et hätt noh immer jot jejange.

War gestern bei Thomas Engel um meinen Triglachromis-Nachwuchs abzugeben mit dem festen Vorsatz, keine Fische mitzunehmen. Und was schwamm in einem seiner Becken? (nur auf den ersten Blick) unscheinbare Silberfische: Cardiopharynx schoutedeni.

Ich konnte nicht wiederstehen und jetzt schwimmt einer kleiner Trupp (3/3) mit ein paar Paras in dem gerade frei gewordenen 150er Becken, wo die kleinen Knurrhähne aufgewachsen sind.

Viel Sand, viel Fels-Strukturen. Bin gespannt, wie die Tierchen sich entwickeln. Farblich ist noch viel Luft nach oben. Werde berichten.

Da bin ich auch gespannt, Jens. Man findet wenig Information über die Art. Scheint eher selten gepflegt zu werden.

Zitat von Gerd

du kölsche jung 😁

Dachte ich mir doch, dass Dir das Freude bereitet, Gerd

Hatte inzwischen Kontakt mit Heinz Büscher, der bezweifelt, dass es sich bei meinen Tieren um Cardiopharynx schoutedeni handelt: Anzahl der Flossenstrahlen in der Annale passt nicht, fehlender Augenfleck in der Rückenflosse.

Und tatsächlich findet sich tanganyika.si der Hinweis auf eine offensichtlich noch unbeschriebene Cardiopharynx-Art, Cardiopharynx sp. 'kabimba' Kawasindi Island.

Aber egal. Mir gefallen die Tiere und ich bin gespannt, wie sie sich entwickeln.

Ein paar Infos zu Cardiopharynx schoutedeni

Gruppe (Tribus):

Ectodini

Herkunft:

Tanganjikasee, endemisch, im ganzen See anzutreffen. Es sind mehrere Standortvarianten bekannt. z.B: Cameron Bay oder Kabimbwa

Zur Gattung Cardiopharynx:

• Erstbeschreibung: Poll, Max. 1942. „Cichlidae nouveaux du lac Tanganika appartenant aux collections du Musée du Congo“. Revue de Zoologie et Botanique Africaines
• Typusart: Cardiopharynx schoutedeni POLL, 1942
• Beschriebene Arten: Cardiopharynx schoutedeni POLL, 1942
• Unbeschriebene Arten: Cardiopharynx sp. 'Kabimba' oder ‚Kabimbwa‘

Etymologie:

• Cardiopharynx: Gr.: „kardias“ = Herz + „pharyngx“ = Schlund, Rachen - Hinweis auf den herzförmigen unteren Rachenknochen.
• Schoutedeni – Hinweis auf Henri Eugene Alphonse Hubert Schouteden (* 3. Mai 1881 in Ixelles; † 15. November 1972 in Auderghem), belgischer Entomologe, Ornithologe und Zoologe

Lebensraum/Lebensweise:

Cardiopharynx schoutedeni ist ein semipelagischer Planktonfresser, der Schwärme aus mehreren hundert Fischen bildet. Sie bewegen sich in Tiefen von mindestens 3 bis 15 Metern über Sand- und Schlammböden und schnappen dabei nach kleinen Wirbellosen, z. B. nach Copepoden oder durchwühlen den Boden und sieben mit ihren Kiemenrechen Mikroorganismen wie Kieselalgen, andere einzellige Algen und Bakterien heraus.

Größe & Beschreibung:

Männliche Tiere werden bis zu 15 cm groß, die Weibchen bleiben mit bis zu 12 cm etwas kleiner. Während die Weibchen unscheinbar silbrig-hellbraun gefärbt sind, zeigen die Männchen in Rücken- und Afterflosse mehrere blau irisierende Längsstreifen. Ähnlich wie Ectodus descampsii zeigen die Männchen einen schwarzen Fleck in der Rückenflosse. Dieser findet sich bei C. schoutedeni allerdings in vorderen Bereich der Rückenflosse und ist langgestreckt.

Haltung:

Aufgrund der Endgröße der Tiere ist für die Haltung ist ein Becken von mind. 150 x 50 cm Grundfläche erforderlich. Die Tiere sollten in einer Gruppe gehalten werden, idealerweise mit einem Überschuss an Weibchen. Bodengrund aus feinem Sand, da die Tiere flache Sandnester anlegen und sie den Boden durchkauen und mit ihren Kiemenrechen Kleinlebewesen sowie Mikroorganismen wie Kieselalgen, andere einzellige Algen und Bakterien heraussieben.

Ernährung:

Aufgrund ihrer großen Darmlänge sollte ballaststoffreich und regelmäßig mit pflanzlicher Kost (Spirulina o.ä.) gefüttert werden. Dazu feines Frost- oder Lebendfutter wie Cyclops, Daphnien oder Artemia-Nauplien. Aber auch Flockenfutter und feines Granulat wird gerne angenommen.

Wasserwerte: Ph-Wert: 7,5 - 9,4 Gesamthärte: 10-12° Karbonhärte: 15-18° Temperaturbereich: 24 - 28°C.

Fortpflanzung:

C. schoutedeni ist ein Maulbrüter im weiblichen Geschlecht. Das Männchen beteiligt sich nicht an der Brutpflege. Es werde bis zu 60, etwa vier mm große Eier abgelegt in flachen, vom Männchen ausgehobenen Sandgruben. Die Inkubationseit beträgt je nach Wassertemperatur zwischen 18 und 21 Tagen. Die Brut kann sofort mit Artemia Nauplien und feinem Cyclops sowie zerriebenem Flockenfutter gefüttert werden.

Zitat von Thomas M.

darf ich das in die Steckbriefe als PDF kopieren?

Daran hatte ich gar nicht gedacht, Thomas. Natürlich

Kleiner Zwischenbericht zu den Cardiopharynx.

Die kleine 6-Gruppe Cardiopharynx schwimmt seit etwa 4 Wochen im 'großen' Gesellschaftsbecken im Wohnzimmer und hat dort die Ophthalmotilapia-Terroristen ersetzt. Zoff gibt es nur untereinander, der Rest der Beckenbesatzung wird weitestgehend in Ruhe gelassen.

Das Geschlechterverhältnis hat sich inzwischen als 2/4 herausgestellt. Die beiden Männchen sind jetzt ca. 11-12 cm groß und und zeigen beim Balzen für Silberfische recht ansehnliche Farben. Aber auch die Mädels sind mit gelben Flossensäumen nicht unattraktiv.

Das dominierende Männchen hat zwischen 2 Felsen einen recht ansehnlichen Laichkrater von etwa 8 cm Höhe über der Umgebung ausgehoben und ist, wenn nicht gerade ein Mädel in die Nähe kommt und angebalzt wird, ständig damit beschäftigt, diesen weiter auszubauen.

Seine Bemühungen waren erfolgreich, ein Mädel hatte das Maul voll und ich habe es gerade in ein kleines Becken gesetzt und werde versuchen, ein paar Jungtiere groß zu ziehen.
Vermute mal, dass es wie bei seinem nahen Verwandten Ectodus relativ kleine Jungtiere sind (5-6mm) und beim ersten Wurf vielleicht 15 Tierchen ausgespuckt werden. Bei ausgewachsenen Ectodus-Weibchen können es auch schon mal 30-40 Jungtiere sein.

Ich kann die Art nur jedem empfehlen, dem nestbauende Fadenmaulbrüter zu rabiat sind. Eine Gruppe von 6 Tieren, sicherlich auch 10 oder 12, lassen sich auf 180 cm Beckenlänge gut halten.
Wie auch die Ectodus halten sich nicht mit Nestbau beschäftigte Tiere auch gut 20 cm über dem Boden auf und kommen so auch Sandbewohner wie Xenotilapia nur selten in die Quere. Es sei denn, ein Xeno verirrt sich mal direkt ins Nest.

2 Cardiopharynx-Mädels haben das Maul voll und schwimmen in einem kleinen Becken, um in Ruhe brüten zu können.
Ganz interessant: sie schnappen trotz Larven im Maul (oder wegen dieser?) gierig nach Artemia-Nauplien.

Cardiopharynx- Nachwuchs als Flossenfresser

Aus einem kleinen Wurf von letztem November ist ein Nachwuchstier von inzwischen gut 20 mm Größe übergeblieben das mit adulten Xenotilapia nasus und Para-Nachwuchs in einem 150cm Becken aufwächst.
Ich wunderte mich immer wieder, dass die nasus relativ unruhig waren und ab und zu durchs Becken schossen.

Gestern Abend konnte beobachten, wie der kleine Cardiopharynx die um ein Vielfaches größeren X. nasus penetrant verfolgte und diese in Rücken- und Schwanzflosse biss.

Seltsames Verhalten, dass ich von Docimodus aus dem Malawisee kenne, aber so bei Tanganjikacichliden noch nicht beobachtet habe. Auch die erwachsenen Cardiopharynx zeigen diese Unsitte nicht.

Zitat von StillerGeniesser

So frech und hinter... kann nur ein W sein

Na, Du traust Dich was, Uli. Wenn das die beste aller Ehefrauen mitliest ... In Deiner Haut möchte ich nicht stecken